Im letzten Teil haben wir das Geheimnis der Arten von Tennissaiten auf einem allgemeinen Niveau erforscht. Nun ist es an der Zeit, dass wir jede Art der Tennissaite detailliert unter die Lupe nehmen. Wir fangen mit der unbestritten beliebtesten Art der Tennissaite. Mit der Monofaser.
Als Monofaser werden die Saiten bezeichnet, die einen einfaserigen Kern haben. Es gibt unzählige Monofaser aus Polyester auf dem Markt. Die neusten Technologien ermöglichen den Herstellern der Monofaser mit der Ummantelung und der Struktur zu spielen. So sind die Co-Polyester Tennissaiten entstanden.
Die Vorstellung, dass eine Monofaser immer nur aus einer Faser besteht ist nicht ganz korrekt. Oft ist der Kern noch mit einer Schutzschicht ummantelt und mit weiteren Zusätzen veredelt. Diese Maßnahmen gewährleisten einerseits den Schutz des Kerns und gleichzeitig verleihen sie der Saite mehr Elastizität. Das Grundgerüst der Monofaser Tennissaite wird also aus einem einfaserigen Kern gebildet, der noch zusätzlich mit weiterem Material ummantelt werden kann.
Diese Tennisbesaitung hat eine lange Tradition. Die Geschichte fing bereits in den 50. Jahren des 20. Jahrhunderts an, wenn die ersten Nylon Saiten, die als Synthetic Gut bezeichnet worden sind, auf dem Markt erschienen sind. Das Ziel war klar - die bisher einzige verfügbare Tennissaite aus Naturdarm durch ein billigeres synthetisches Material zu ersetzen.
Diese Saite hat einiger Maßen ihren Zweck erfüllt. Sie hat relativ gut die Spannung gehalten, war nicht zu hart und nicht zu weich, aber im Vergleich zu den Naturdarmsaiten hat die Besaitung schnell die Spannung verloren, war wenig explosiv und war von weitem nicht so komfortabel und armschonend.
Arten der Monofasersaiten
Mit der Zeit ist, als die nächste Variante, eine Saite aus Kevlar erschienen. Dieses Material ist fast unzerstörbar und hält die Spannung sehr gut. Das Problem ist aber, bevor eine Besaitung aus Kevlar reißt, reißen sehr wahrscheinlich die Ader in Ihrem Arm. Kevlar ist nämlich sehr hart, kann die Vibrationen nicht dämpfen und für die Mehrheit der Tennisspieler wird sich ein Spiel mit so einer Saite wie Folter anfühlen. Für die chronischen „Besaitungszerstörer“ wäre es eine Möglichkeit, aber trotzdem empfehle ich diese Variante nicht, da es für Sie die endgültige Variante sein könnte.
Einige Jahrzehnte später, wurde diese Saite durch eine leistungsfähigere und sehr universelle Saite aus Polyester ersetzt. Für viele wird es vielleicht eine Überraschung sein, das dieser Durchbruch noch gar nicht so lange her ist. Schauen wir uns mal die auf dem Markt meist verbreitete Saiten genauer an.
Polyestersaiten gehören zu den beliebtesten aus allen Kategorien. Das liegt an einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Polyestersaiten bieten eine unendliche Auswahl an Qualität des verwendeten Materials. Es gibt auch Unterschiede in der Härte, Elastizität und Struktur, die einen direkten Einfluss auf die Nutzungsdauer, Flexibilität, Präzision und Spin-Potential der Saite haben.
Polyester Saiten allgemein gehören nicht zu den Komfortabelsten. Aus diesem Grund werden die vor allem den Spielern auf einem fortgeschrittenem, Klub- oder Leistungsniveau empfohlen. Falls Sie mit Tennis erst anfangen, oder haben die Technik noch nicht so ganz im Griff, ist diese Saite für Sie eher ungeeignet.
Die ersten Saiten dieser Art sind erst vor relativ kurzen Zeit entwickelt worden. Einer der ersten, die mit dieser Saite gespielt haben, war der brasilianischer Sympathieträger Gustavo Kureten. Der ließ sich im Jahr 1997 seine Tennisschläger mit der ersten Polyester Saite der Marke Luxilon besaiten. Dank diesen Saiten konnte Kuerten schneller und mit größerem Spin spielen. Die Wahl der neuen Besaitung hat sich für ihn auf jeden Fall gelohnt. Noch im gleichen Jahr hat er das Roland Garros Turnier gewonnen.
Gustavo Kuerten
Die Vorteile der Polyester Saiten sind gravierend. Vor allem ist es die Nutzungsdauer und niedriges Kraftpotential. Diese Saiten an sich generieren, im Gegensatz zu z. B. Naturdarmsaiten und Multifasersaiten, keine Energie. Somit müssen sie durch den eigenen Schwung aktiviert werden.
Diese Eigenschaft ermöglicht es den Profispielern mit maximaler Rasanz und Spin in den Ball zu gehen. Die Saiten reagieren auf so eine brutale Kraft mit einer sehr guten Präzision und Ballrotation. Zudem droht keine Gefahr, dass die Besaitung nach einigen Minuten reißt.
Die nächste interessante Eigenschaft der Polyestersaiten ist das sog. snapback Effekt. Aus dem Englischen kann es als, die Eigenschaft der Saiten auf den ursprünglichen Platz zurückzukehren, übersetzt werden.
Während sich die herkömmlichen Nylonsaiten nach dem Schlag oft verschieben und verschoben bleiben, tritt dieses Übel bei den Polyestersaiten gar nicht, oder nur ganz selten auf. Dazu führt dies zu einem höheren Spin, weil die Saite, die auf ihren ursprünglichen Platz zurückkehrt den Ball noch mehr in die Rotation bringt. Dazu müssen Sie aber ausreichend Schwung haben, damit Sie die Saiten ordentlich in Bewegung bringen.
Moderne Polyesterfaser Tecnifibre Ice Code
Auf der anderen Seite der Mauer stehen schlechtere Eigenschaften im Bereich des Komforts, Gefühls und Erhaltung der Spannung. Gerade wegen der Spannung und höherem Komfort nutzen die Profis oft eine Hybridbesaitung, bei der sie eine Polyestersaite mit der Naturdarmsaite kombinieren.
In den letzten Jahren ist die Technologie und die Entwicklung der Polyestersaiten so vorangeschritten, dass es kein Problem mehr ist eine reine Polyestersaite zu nutzen. Dank verschiedenen Zusätzen und speziell wärmebehandelten Ummantelungen werden die Polyestersaiten immer mehr auch für die Hobbyspieler interessant. Diese Tennissaiten werden als Co-Polyester bezeichnet. Sie werden durch weitere Materialien weicher gemacht, um das Spiel komfortabler zu machen.
Die Vorteile dieser Co-Polyestersaiten bestehen in einer ordentlichen Nutzungsdauer, der Fähigkeit eine große Rasanz zu absorbieren, der Präzision und der Spin-Bildung. Deswegen sind diese Saiten vor allem für fortgeschrittene und erfahrene Turnierspieler bestimmt.
Nachteile sind weniger Gefühl, schlechtere Elastizität, niedrigerer Komfort und nicht zuletzt schneller Spannungsverlust. Die Vorstellung, dass Sie mit einer Monofaserbesaitung konstant über einige Wochen spielen können ist völlig falsch. Die Besaitung verliert längst ihre ursprüngliche Spannung und somit auch die Eigenschaften. Eine Monofasersaite muss öfters gewechselt werden, und das optimal noch bevor die Saite reißt.
Darüber, wie wichtig es ist die Besaitung und ihre Abnutzung zu kontrollieren haben wir bereits im 1. Teil der Serie gesprochen. Vorsicht beim Tennisarm. Falls Sie unter einer dieser gesundheitlichen Einschränkungen leiden, lassen Sie sich die Monofaser in einer Hybridbesaitung mit Naturdarmsaite oder mit der Multifaser kombinieren.
Langsam kommen wir ins Finale der heutigen Geschichte über Monofasersaiten. Nun wissen wir, aus welchem Material die hergestellt werden, wie sie innen konstruiert sind und wie sie kombiniert werden. Jetzt fehlt noch das letzte Puzzleteilchen - die Oberflächenveredelung. Die beeinflusst nämlich im hohen Maße die Nutzungsdauer der Besaitung, die Flexibilität und vor allem hat sie einen direkten Einfluss auf die Spin-Entwicklung.
Die Tennissaiten werden in der Endphase in Öle getaucht, mit Wachs überstrichen, in Silikon eingehüllt und auf unterschiedliche Art und Weisen poliert und geformt. Wir werden hier nicht ganz tief ins Detail gehen. Es reicht zu wissen, dass die Saitenoberfläche rund, eckig, geriffelt oder unterschiedlich geformt sein kann.
Der Sinn der Oberflächenveredelung, die auf irgendeiner Art die Oberfläche der Saite rauer oder schärfer macht, besteht darin, dass man eine höhere Rotation des Balls erreichen kann. So eine Besaitung beißt sich in den Ball mehr rein und der rutscht nicht über die Saiten. Falls Sie jetzt vor Begeisterung jubeln, dass dies eine Saite, wie für Sie gemacht ist, dann warten Sie noch ein Bisschen.
Saite Luxilon Alu Power Rough bringt mehr Spin in Ihre Schläge
Die eckigen Saiten sind nämlich sehr brutal zu der Melton-Oberfläche des Balls und zerfetzen sie wortwörtlich. Die Tennisbälle leiden unter diesen Saiten und die Nutzungsdauer verkürzt sich erheblich.
Alles hängt natürlich davon ab, wie Sie den Spin erzeugen und wie viel Rotation Sie noch benötigen. Falls Sie es mit einer runden Saite schaffen, den Ball ordentlich in die Rotation zu bringen, dann ist es kontraproduktiv noch eine eckige Saite zu wählen. Durch eine extreme Rotation verlieren Sie nämlich wieder die Länge und Geschwindigkeit. Gleichzeitig bietet eine eckige Saite weniger Komfort als die runde Saite.
Andererseits erzielen Sie mit der eckigen Saite eine außergewöhnliche Ballkontrolle und die Schlagsicherheit. Ich empfehle diese Saiten für Spieler, die mit mehr Rotation spielen wollen, aber nicht über ausreichende Kraft oder Technik verfügen. Auf keinen Fall dürfen Sie aber erwarten, dass die eckige Saite die Arbeit für Sie übernimmt.
Es gibt eine breite Auswahl an eckigen Saiten von 8-eckigen, 6-eckigen bis zu 4-eckigen, sowie anders geformten Saiten. Die Anzahl der Ecken und verschiedenen Unebenheiten hat einen direkten Einfluss auf die Stärke des Spins. Je weniger Ecken die Saite hat, umso stärker sollte der Spin werden.
Tennissaiten mit Oberflächenveredelung haben verschiedene Bezeichnungen wie zum Beispiel Wilson Revolve Spin
Die Hersteller bieten oft ihre Saiten in einigen Versionen an. Die Spin-Versionen werden dann als z. B. „rough“, „spin“ oder „bite“ bezeichnet. Auf dem Markt gibt es eine breite Auswahl an diesen Saiten und auch wenn Sie diese Besaitung nicht wollen, oder nicht brauchen, empfehle ich es trotzdem die wenigstens auszuprobieren. Fangen Sie vielleicht mit der 8-eckigen Saite an. Damit werden Sie Ihren Horizont wieder ein Stückchen erweitern und wer weiß, vielleicht finden Sie an dem extrem rotierten Spiel auch einen Gefallen.
Die Monofaser aus Polyester oder Co-Polyester gehören in die Kategorie der Saiten für anspruchsvolle Spieler.
Die Saiten sind für Kinder ungeeignet, werden von den Spielern mit einem Tennisarm schlecht vertragen und allgemein kann man sagen, dass die Amateure mit einem niedrigen Trainingspensum diese Saite nicht ganz ausnutzen und schätzen können.
Es sind Saiten für den täglichen Gebrauch und ein hohes Pensum an Trainings- oder Turniereinheiten. Sie stechen durch die lange Nutzungsdauer, tollem Spin-Potential und wunderbarer Kontrolle hervor.
Stumpferen und gefühlt härteren Reaktionen der Besaitung kann man, mit einer Hybridbesaitung in der sie mit Multifaser oder mit Naturdarmsaiten kombiniert werden, eliminieren. Dann bekommen Sie eine unschlagbare Kombination aus Nutzungsdauer, Spin, Gefühl und Komfort. In der heutigen Zeit befinden sich auf dem Markt bereits viele Monofaser, die auch weniger erfahrene Spieler durch die Umgänglichkeit und soliden Komfort angenehm überraschen.
So sieht eine Monofaserbesaitung aus
Gleichzeitig gibt es hier eckige Versionen und Versionen mit Textur, die einen elastischeren Eindruck hinterlassen und helfen dabei einen eher schwachen Spin zu verstärken.
Es gibt eine wirklich breite Auswahl und Sie können Ihre Phantasie grenzenlos ausleben. Ich empfehle auch mit dem Durchmesser der Saite von 1,20 mm bis 1,30 mm zu experimentieren. Nicht zuletzt sollten Sie das Zuggewicht bei dieser Besaitung verringern und anstatt der „standardmäßigen“ 25/24 Kg, ruhig 1 bis 3 Kilo weniger nehmen. Sie werden sehen, dass auch eine stumpfere Besaitung auf einmal mehr Energie generieren wird und Sie werden sich nicht mehr so viel anstrengen müssen. Das gilt doppelt so stark für Tennisschläger mit einer höheren Saitendichte 18×20.
Und nun ab zum Testen, die Welt der Monofaser liegt Ihnen zu Füßen!