Im ersten Teil der Serie über Tennissaiten haben wir die gängigsten Mythen und Fakten, die mit der Besaitung der Tennisschläger verbunden sind, erläutert. Im zweiten Teil schauen wir hinter die Kulissen der einzelnen Arten von Tennissaiten, deren spezifischen Eigenschaften und Empfehlungen für konkrete Situationen, Spielstil und das Niveau des Spielers.
Die Tennisaiten teilen wir in 3 Kategorien auf:
Nach dem verwendeten Material teilen wir in Naturdarm und Kunstsaiten. In diesem Teil schauen wir uns alle Besaitungsvarianten an.
Ein Grundtyp der Tennissaiten sind sogenannte Monofaser. Es handelt sich um Tennissaiten, die im Grunde aus einem einfaserigen Kunststoffkern bestehen. Diese Faser kann aus Nylon, Kevlar, sowie Polyester oder Co-Polyester sein.
In den letzten Jahren fangen manche Monofaser durch ihre Eigenschaften den Multifasern zu ähneln. Die Eigenschaften werden durch die Ummantelung und komplexere Innenstruktur, die oft durch weitere Bündel ummantelter Faser gebildet ist, bestimmt.
Monofasersaite Babolat Pro Hurricane Tour
Zu den positiven Eigenschaften der Monofaser Tennissaiten gehören die lange Nutzungsdauer, wunderbarer Spin-Potential und eine Kraft-Explosivität.
Zu den negativen Eigenschaften zählen schlechtere Spannungshaltung und niedrigerer Komfort. Aus diesem Grund besaiten die Profispieler am meisten die Monofaser in Kombination mit Multifaser. Und was ist eigentlich Multifaser?
Multifaser Tennissaiten haben keine tragende Mittelfaser oder Kern aus einem Materialstück. Stattdessen werden sie durch bis zu tausender Faser gebildet, die clever in Bündel geflochten sind und untereinander kombiniert werden. So eine Besaitung ist sehr energisch und dämpft wunderbar unerwünschte Vibrationen, ist sensibel und hält die Spannung gut.
Aus diesem Grund ist es für alle Spielergenerationen geeignet. Von Kindern bis zu Senioren und vor allem die Freizeitspieler werden diese Tennissaiten lieben. Nach Multifaser sollten auch Spieler mit chronischen Armschmerzen, sowie mit Tennisarm greifen.
Multifasersaite Tecnifibre X-One Biphase
Ein Nachteil ist die kürzere Nutzungsdauer und höherer Preis.
Der Kategorie der Multifaser können wir auch die Tennissaite aus Naturdarm zuordnen, die zu dem Besten (und teuersten), was man sich in einen Tennisschläger spannen kann gehört. Faktisch handelt es sich bei Naturdarmsaiten um eine eigene Kategorie.
Der Fakt, dass die Multifasersaiten für Profispieler zu explosiv und wenig haltbar sind führt dazu, dass sie mit Polyestersaiten oder anderen synthetischen Monofaser kombiniert werden. Diese Art der Besaitung wird Hybrid genannt. Und was ist eigentlich Hybrid?
Hybride Besaitungen kombinieren zwei Arten von Tennissaiten in einer Besaitung - Monofaser und Multifaser. Durch die Eigenschaften kombinieren sie das Beste aus beiden Welten. Man kann sie praktisch jedem, der Tennis auf einem ordentlichen Niveau spielt, empfehlen.
Die Mischung der widerstandsfähiger Monofaser mit flexiblen Multifasern verleiht der Besaitung mehr Komfort und gleichzeitig gewährleistet optimalen Spin, Schnelligkeit, Kraft, Gefühl und Erhaltung der Spannung. Die Hybride Besaitung ist für fortgeschrittene, Klubspieler und Turnierspieler geeignet. Genauso gut können sie aber auch begeisterte Hobbyspieler nutzen.
Hybride Tennisbesaitung Wilson Choice Duo
Hybrid schont den Arm, ist aber gleichzeitig sehr Leistungsfähig. Ein Nachteil ist eigentlich nur der Preis und kürzere Nutzungsdauer im Vergleich zu reiner Monofaserbesaitung.
Falls Sie Tennis bereits einige Zeit spielen und können behaupten, dass Sie es können, dann ist eine hybride Besaitung das Beste, was Sie in den Schläger spannen können.
Synthetische Monofaser, sowie Multifaser Tennissaiten haben noch eine Besonderheit. Außer normalen runden Saiten, können Sie auch auf sog. eckige Tennissaiten stoßen. Die haben im Vergleich zu den Runden Saiten viel mehr Grip und verhelfen dem Ball eine massive Rotation zu erlangen.
Egal, ob Sie nach der 8-kantigen, 5-kantigen, oder 4-kantigen Tennissaite greifen, glauben Sie mir, es wird einen sehr negativen Einfluss auf die Nutzungsdauer der Tennisbälle haben. Diese Saiten können die Bälle innerhalb der ersten paar Stunden förmlich zerfetzen. Falls Sie aber um jeden Preis einen Spin á la Rafael Nadal haben wollen und es macht Ihnen nichts aus, dass Ihre Bälle wie Socken tauschen müssen, dann sollten Sie eine der vielen angebotenen eckigen Saiten unbedingt testen.
Was Sie aber am Spin gewinnen, werden Sie an Schnelligkeit und Kontrolle verlieren. Für Spieler mit direkten, flachen Schlägen ist dies keine gute Wahl. Die Saite an sich, wird Ihnen den Spin nicht zaubern. Sie unterstützt Sie nur bei der Entwicklung, oder verstärkt den vorhandenen Spin. Sie müssen dazu aber einen ordentlichen Schwung haben.
Andererseits, falls Sie einen ordentlichen Spin mit einer runden Saite generieren können, dann werden Sie keine eckige Saite brauchen und sollten auf sie, im Interesse Ihrer Bälle, verzichten.
Schnitt durch eckige Tennissaite
Die Oberfläche der Saiten wird, außer eckiger Form, auch durch andere Methoden veredelt. Sie werden in Öle, Wachse, Silikonbäder getaucht und die Oberfläche wird auf verschiedene Arten poliert. So eine Oberflächenveredelung hat einen grundlegenden Einfluss auf die Reibung der Saiten, die Nutzungsdauer, Flexibilität und Spin-Potential. Es gibt Spin-Versionen der Tennissaiten, die keine Ecken haben, sind aber z. B. geriffelt oder haben verschiedene Unebenheiten.
Das Angebot ist sehr breit und Sie können sich nach Bezeichnungen wie z. B. „rough“, „spin“, oder „bite“ richten. Gleichzeitig ist es gut die Verpackung der Tennissaite gut anzuschauen. Hier finden Sie oft einen Querschnitt der Saite und daran können Sie bereits erkennen, ob diese Saite zum Ball aggressiv sein wird, oder nicht.
Unter der Verwendung dieses Saiten-Typs kann ein bisschen der Spielkomfort leiden, obwohl einige von diesen Saiten vom Gefühl her weicher sind. Gleichzeitig empfehle ich diese Saiten nicht mit anderen Multifasern in der hybriden Besaitung zu kombinieren, da die eckige Saite viel zu aggressiv für die andere Saiten sein wird. Dies führt zur verkürzten Nutzungsdauer.
Wir sind am Schluss des zweiten Teils der Serie über Tennissaiten angekommen. Wie man sehen kann, sind die Saiten nicht nur einfache, runde, einteilige Saiten „ohne Seele“. Die Tennissaiten werden in der modernen Tenniswelt aus verschiedenen Materialien und mit modernsten Technologien und Verfahren hergestellt. Jede Saite ist somit ein kleines Kunstwerk.
Eine einzige Tennissaite auszusuchen und zu empfehlen ist somit unmöglich. Jedem passt etwas anderes und jeder Spieler hat seine spezifischen Bedürfnisse. Grundsätzlich gilt aber folgende Regel: „Die Tennissaite darf nie die Oberhand übernehmen!“
Die Tennissaite muss Ihnen dienen und soll Sie nicht zwingen etwas zu tun, was Sie nicht wollen, oder wozu Sie physisch nicht in der Lage sind. Falls Sie mit Tennis anfangen und wollen regelmäßig spielen, wählen Sie weiche Saiten und Multifaser. Das gilt vor allem für Kinder, Junioren, Senioren und Spieler mit Armschmerzen.
Falls Ihre Tennissaite so aussieht, dann ist die höchste Zeit sie auszutauschen
Falls Sie nur ein paar Mal im Jahr spielen wollen, dann reicht Ihnen eine einfache Synthetic Gut.
Fortgeschrittene, erfahrene Spieler und Klubspieler mit Turnierambitionen sollten Polyester, ggf. hybride Besaitungen wählen. Eine reine Naturdarmsaite wird sich nur ein echter Feinschmecker mit einem bodenlosen Kontostand in den Schläger spannen lassen.
Denken Sie daran, je mehrere Besaitungen Sie ausprobieren, umso mehr erfahren Sie über Tennis und über sich selbst. Die Entscheidung liegt nur in Ihrer Hand. Und die Auswahl ist wirklich breit...