Als ich vor ungefähr 30 Jahren mit dem Tennis begann, war das Spielen gegen die Wand ein gewöhnlicher Bestandteil des Trainings. Wände gab es überall. Eine Wand gab es in jeder Tennisanlage, und diese galt als sehr guter Ersatz für volle Tennisplätze und beschäftigte Trainer. Zugleich handelte es sich um die günstigste Möglichkeit Tennis zu spielen – um sonst und man musste sich keine Sorgen um die Suche eines Partners machen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich immer mit dem Fahrrad von der Schule zur Anlage sauste, und bevor ich dort ankam, dachte ich: Hoffentlich gibt es eine freie Mauer, hoffentlich gibt es eine freie Mauer. Und hoffentlich ist die Seite mit dem Sandplatz frei. Die andere Seite der Mauer war mit Asphalt versehen, der aufgrund der Hitze Risse und große Blasen bekam, auf denen der Ball schlecht abprallte. Das war nervig. Wenn die Wand frei war, ging ich hin und schlug gegen Sie solange, bis ich den Schläger nicht mehr heben konnte. Oft dachte ich, dass die Wand doch eines Tages einstürzen muss, so stark schlug ich. Das ist nie passiert.
Auch der Aufschlag kann an einer Wand geübt werden.
Ich hasste es, wenn Bälle über die Mauer gingen, da sie weit im Gras landeten, wo Brennnesseln wuchsen. Was ich dagegen liebte, war die Tatsache, dass die Wand nie etwas sagte, nie etwas verdarb und solange ich spielen wollte, war sie ein treuer Partner. Im späteren Alter hörte ich nach und nach damit auf, die Wand zu besuchen. Dank einer großen Zahl von Trainern, mehr Tennisplätzen und nicht zuletzt einer fauleren Generation, die nach uns kam, haben sich die Wände geleert. Heute findet man in Tennisanlagen nicht mehr viele. Und wenn es welche gibt, sind sie meist sehr ungepflegt und einsam. Und dabei ist es recht schade. Das Spielen gegen eine Wand macht in jedem Alter Sinn. Eine Wand ist für den Tennisdrill ein absolut idealer Partner. Und bei Tennis geht es vor allem um Drill und Millionen gespielter Bälle.
Wände sind oft ungepflegt und vernachlässigt. Was kann man alles an einer Wand üben?
Alles. Von elementaren Schlägen bis hin zum Volley, Aufschlag und Schmettern. Manche Wände sind neben dem Tennisnetz mit verschiedenen Mustern bemalt, die man treffen kann, um seine Präzision zu verbessern. Neben der Technik lässt sich mit dem Spiel gegen die Wand auch die Bewegung, die Reaktionsgeschwindigkeit, Koordination, das Timing, die Reaktion auf verschiedene Bälle usw. hervorragend üben. Außerdem geschieht alles in einem schnelleren Regime. Eine Wand spielt den Ball deutlich schneller als ein Gegner ab.
Wenn Sie sich fragen, wie es gehen soll, an einer Wand das Schmettern zu trainieren, ist die Antwort sehr einfach. Zuerst spielt man den Ball gegen den Boden, ca. 1,5 Meter vor die Wand. Der Ball prallt vom Boden ab, stößt gegen die Wand und fällt mit einem schönen hohen Bogen im Stil eines Lobes nach oben. Anschließend rammt man ihn wieder in den Boden, als ob man an einem Netz stehen würde, und das Ganze wiederholt sich solange man noch Luft bekommt. Diese Übung machte mir sehr viel Spaß und ich war immer wieder erstaunt, wie eine einfache Wand komplexe Zwecke erfüllen kann.
Rückhand an der Wand. Zu zweit geht es besser.
Wussten Sie, dass man gegen eine Wand nicht allein spielen muss? Nehmen Sie einen Partner mit, und spielen Sie gegeneinander in einem schönen Kreuzwinkel. Es macht Spaß und ähnelt bereits dem Spiel über ein Netz, da der Ball mit einer entsprechenden Verzögerung zu Ihnen gelangt. Es handelt sich eher um etwas wie Squash-Tennis, aber das macht ja nichts. Sie können sich auch beim Spielen an der Linie abwechseln, indem die Spieler nach jedem Schlag rotieren. Zu den schwierigeren Übungen gehört das Spiel, bei dem ein Spieler weiter von der Wand entfernt ist und der andere Spieler bei den Volleys näher an der Wand steht. Eine derartige Übung erfordert schon sehr gute Koordinationsfähigkeiten und Reaktionsgeschwindigkeit. Es lohnt sich auch, verschiedene Wettbewerbe auszuprobieren, bei denen ein bestimmter Punkt oder eine bestimmte Höhe über dem Netz getroffen werden muss. Es gibt unzählige Möglichkeiten und der eigenen Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Eine der Varianten ist auch das "Squash-Tennis", bei dem zwei Spieler spielen. Verbessern Sie Ihre Fitness in jedem Alter.
Beim Spielen gegen die Wand muss man schon richtig laufen. Es ist daher naheliegend, dass sich der Mauereffekt auch auf fortgeschrittenere Spieler positiv auswirkt, zumindest was die Fitness angeht. Ich würde sogar sagen, dass der Vorteil des Spielens gegen die Wand bei erwachsenen Spielern größer sein kann als bei Kindern. Denn falls Sie als Erwachsener die Technik bereits ordentlich beherrschen, können Sie sich ausschließlich auf die Leistung fokussieren. Sie wissen genau, wann Sie einen Schlag technisch richtig gespielt haben. So besteht nicht das Risiko, dass Sie gegen die Wand Tausende von Bällen mit fehlerhaften Technik spielen. Die Wand schickt den Ball immer so zurück, wie Sie ihn gespielt haben. Die Wand ist eigentlich eine Widerspiegelung Ihrer Qualität. Je besser Sie gegen die Wand spielen, um so besser wird Ihr Spiel sein.
Als größten Vorteil des Spiels gegen die Wand sehe ich in der Sicherheit, mit der sie Ihnen den Ball zurückschickt. Dass muss bei einem normalen Spiel mit einem realen Partner nicht immer gelingen. Sicherlich ist es jedem Tennisspieler schon unzählige Male passiert, dass er in Topform zum Training oder zu einem Sparringsmatch kam. Das Problem lag allerdings auf der anderen Seite, wo Ihr Partner gerade einen schlechten Tag hatte. Zwar haben Sie ihn 6:1, 6:0 geschlagen, dennoch hatten Sie nicht viel vom Spiel. Ihr Ego wird an einem solchen Unglücksraben Gefallen finden, aber realistisch betrachtet bringt einem so ein Spiel oder Training nichts. Man kann sehr unzufrieden nach Hause zurückkehren, und in dem Moment wäre eine unüberwindbare Wand in der Nähe sehr nützlich.
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Einer der Gründe, warum heutzutage Wände so leer sind, ist die Tatsache, dass das Spielen gegen die Wand recht anstrengend und irgendwie auch langweilig ist. Ich erinnere mich noch, wie ich vor der Wand bei Volleys litt. Diese habe ich wirklich erst im Nachwuchsalter gelernt. Jedoch habe ich sie als Schüler B und Schüler A an der Wand auch geübt und das Brennen im Handgelenk, nachdem ich einige Volleys nacheinander gespielt habe, vergesse ich nie. Auch hier gilt, dass die Wand den Ball sofort zurückschickt, wodurch alle Muskeln des Körpers deutlich weniger Erholungszeit haben und es so schneller zu einer Ermüdung kommt. Brennende Muskeln, ständige Atemlosigkeit und das Gefühl, dass man gleich ohnmächtig wird. Das alles gehört beim spielen gegen die Wand zum Alltag. Und ist das falsch?
Denke ich nicht, ganz im Gegenteil. Der Unwille, aus der Komfortzone herauszutreten, ist eines der größten Probleme des heutigen Sports (und der Menschheit) allgemein. Jeder möchte alles ideal haben. Das Training zum idealen Zeitpunkt, unter idealen Bedingungen, bei idealer Stimmung, bei idealem geistigen und körperlichen Wohlbefinden. Sobald etwas nicht stimmt, fühlen wir uns schon bedroht. Aber so kommen wir nie voran, denn in der Realität ist es während des Spiels oft nicht ideal. Und wenn es uns an Moral mangelt, uns selbst und unerwartete Hindernisse zu überwinden, können wir den Sport sofort hinschmeißen, zumindest auf Leistungsebene.
Das Prinzip insbesondere der körperlichen Verbesserung ist es, den Körper unter Stress zu setzen, wodurch eine defensive Reaktion in Form einer Stärkung des jeweiligen Körperteils, der Sinne, der Psyche, usw. ausgelöst wird. Und an einer Wand steht man ständig unter Stress! Eine Wand können Sie niemals schlagen und es geht nur um Ihren Willen und Wunsch stets besser zu werden.
Volleys an der Wand sind anspruchsvoller aufgrund der kürzeren Zeit zwischen Schlägen.
Tennis ist eine individuelle Sportart, und wenn man sich nur auf sich selbst und seine Leistung konzentrieren kann, dann betrachtet man die Nachteile des Spiels gegen die Wand gar nicht als Nachteile. Im Vergleich zum Spiel auf einem Tennisplatz mit einem realen Gegner fehlt allerdings etwas, wenn man gegen eine Wand spielt. Manche mögen sich beim Spielen gegen die Wand daran stören, dass man den Erfolg beim Ballgewinn nicht miterlebt und nicht sieht, so wie einen Gewinnsatz oder -Spiel. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht sieht, wo der Ball gelandet wäre, und dass man auf aufregende Momente wie z.B. Netzroller oder Linienbälle verzichten muss.
Beim Spielen gegen eine Wand kann einer höchstens mit sich selbst reden. Selbstgespräche gelten zwar in der Psychologie als eine der gesunden Formen der Selbstverwirklichung, aber das Gespräch mit dem Partner über einen gut gespielten Stoppball oder einen schönen Passierschlag kann es nicht ersetzen. Wie bereits oben erwähnt, kann man aber auch zu zweit gegen die Wand spielen und sich während des Spiels unterhalten, da man nebeneinander steht.
Interessieren Sie Mythen und Gerüchte über Tennissaiten?
Schlussendlich gönne ich es mir, die goldene Ära der Tenniswand vorherzusagen, die anbrechen könnte, wenn ein geschickter Unternehmer ihre veraltete Funktionalität wieder zum Leben erwecken würde. Wir leben im 21. Jahrhundert, in dem es uns nicht an modernen Technologien mangelt, die zudem relativ günstig sind. Ich kann mir also vorstellen, dass jemand eine ultramoderne Tenniswand für die heutige Generation erfinden könnte. Solch eine Wand könnte beleuchtet sein. Im Inneren befänden sich sämtliche Arten von Sensoren und Messgeräten. Diese würden auf Treffer, Schlaggeschwindigkeit und Ballrotation reagieren. Anschließend könnten diese Daten in einem virtuellen Spielfeld simuliert werden, um zu zeigen, wo ein solcher Ball landen würde, mit welcher Geschwindigkeit, mit welcher Rotation und wie hoch er abprallen würde. Ideal z.B. zum Üben von Aufschlägen. All diese Daten würden auf einem in der Wand eingebauten Bildschirm angezeigt, wobei dieser aus bruchfestem Glas bestünde.
Die Wand könnte mit einem Lautsprecher und einem virtuellen Trainer versehen sein, der verschiedene Statistiken über die Schläge bekanntgäbe. Dieser würde die Bewegung des Spielers verfolgen und seine Technik, Split-Step-Qualität, Bewegungskoordination, Reaktionsgeschwindigkeit und Schwunggeschwindigkeit analysieren. Die begleitende Stimme könnte den Spieler anfeuern und ihn motivieren, weiterzuspielen und bessere Leistungen zu erbringen. Außerdem könnte er die Spieler aufnehmen und die Aufnahmen auf einem externen USB-Speicher speichern, den jeder Spieler mitbringen und an die Wand anschließen würde. Der Boden könnte mit zusätzlichen Sensoren versehen sein, um die Anzahl der Schritte, ihre Länge, Kadenz usw. zu analysieren. ? Vielleicht, aber ich kann mir vorstellen, dass sie so etwas bereits in China oder in Japan haben. Und junge Spieler könnte eine solche "Videospiel"-Wand leichter von ihrer Couch und von ihrem Handy-Bildschirm losreißen.
Zurück auf den Boden. Bei einer Wand geht es hauptsächlich um Stereotyp und Drill, was nicht jeder verträgt. Heutzutage schaffen es nur wenige, sich vor die Wand zu stellen, eine Stunde lang Bälle reinrammen, bis der Ball zerreißt, kein einziges Wort zu sagen und dann zufrieden nach Hause zu gehen. Wenn Sie aber keinen Partner haben, oder die Tennisplätze besetzt sind, schämen Sie sich nicht für das Spielen gegen die Wand. Es geht vor allem darum, sich zu bewegen und gesund zu schwitzen. Damit will ich nicht sagen, dass die Wand das Tennis retten wird und dass es ohne eine Wand nicht geht. Aber ab und zu schadet sie als Trainingsergänzung oder als Aufwärmehilfe keinem. Nun fehlt nur noch eines. Eine betriebsfähige Wand zu finden.