REZENSION: Yonex Percept Tennisschläger


10 Minuten Lesezeit

Was verspricht die völlig neue Tennisschläger-Modellreihe Yonex Percept? Du wirst sie lieben, wenn du Komfort, Präzision und Sicherheit beim Schlagen suchst.

Das japanische Samurai-Schwert von Yonex in Form von Tennisschlägern der neuen Modellreihe Percept nimmt Anleihen bei der Modellreihe Vcore Pro, bringt aber in Form von leichter Spielbarkeit, hohem Komfort, Rahmensensibilität und allgemeiner Gefälligkeit auch neue Elemente ins Spiel. Es ist nicht einfach nur alter Rahmen, der einen neuen Anstrich erhalten hat. Es ist ein Neuanfang, der ein ganz klares Ziel hat – ein neues Publikum anzusprechen, das bisher noch nicht die Erfahrung gemacht hat, mit einem Yonex Vcore Pro zu spielen. In dieser Doppelrezension werfen wir einen Blick auf die beiden beliebtesten Modelle – den Percept 100 und den Percept 97. Yokoso!

Michal Bayerl mit den Yonex Percept Tennisschlägern

Veränderung gehört zum Leben

Jedes Mal, wenn ein Hersteller die Bezeichnung einer gut etablierten Modellreihe von Tennisschlägern ändert, sorgt das für Aufsehen. Nicht aber in diesem Falle. Die Vcore Pro Modellreihe gab es nämlich noch nicht lange. Sie wurde im Jahr 2018 eingeführt brachte innerhalb von nur 4 Jahren 3 Generation an Tennisschlägern auf den Markt, was an sich schon ziemlich einzigartig ist.

Die Vcore Pro Modellreihe war auf Kontrolle, Präzision und Rahmensensibilität ausgerichtet. Ich nutze absichtlich das Präteritum, denn Yonex hat diese Bezeichnung bereits von seinen Webseiten entfernt. Die japanische Genauigkeit zeigt sich eben auch in der Aktualität der Webseiten. Anstelle dessen findet man dort nun die Kategorie Percept, was aus dem Englischen übersetzt so viel wie „wahrnehmen“ bedeutet. Es ist also gleich auf den ersten Blick ersichtlich, welche Richtung mit den neuen Rahmen eingeschlagen wird.

Sie legen Wert auf Rahmensensibilität, die Verbindung zwischen dem Arm des Spielers und dem Schläger und die Wahrnehmung jeglicher Details beim Schlagen des Balls. Die verbessere Rahmensensibilität bedeutet auch, dass mehr Wert auf Spielkomfort und sauberes Feedback gelegt wird.

Gleichzeitig passt der neue Name Percept besser zum Konzept von Yonex – es gibt die Modellreihe Yonex Ezone für leichte Schlagkraft, Rasanz und Stabilität, die Modellreihe Yonex Vcore für den ultimativen Spin und nun die Yonex Percept für Feingefühl, Kontrolle und Präzision. Die aus nur einem Wort bestehende Bezeichnung lässt sich auch besser verkaufen und in Marketingmaterialien nutzen. Gleichzeitig ist der neue Name modern, effektiv und unterscheidet sich auf den ersten Blick von der Modellreihe Vcore, was man vom Namen Vcore Pro sicher nicht behaupten kann.

Tennisschläger mit Filter

Jede neue Generation von Tennisschlägern bringt auch neue technologische Innovationen mit sich. Beim Modell Percept hat Yonex die Flexibilität und Sensibilität des Rahmens mithilfe der Technologie Servo Filter verbessert. Das wird mit einer transparenten und flexiblen Folie erreicht, die zwischen Graphitschichten platziert ist. Diese Folie hilft, die beiden Schichten zu verbinden, wobei sie auch nach dem Pressvorgang ihre elastischen Eigenschaften behält. Das verleiht dem Schläger eine ganze Reihe an Vorteilen. Die neue Technologie reduziert unerwünschte Vibrationen um 14 % und verleiht so dem Schläger eine perfekt abgestimmte Flexibilität und sog. Snapback, d. h. die Fähigkeit des Schlägers, in seine ursprüngliche Position (Ebene) zurückzukehren, wodurch der Ball extra Geschwindigkeit und Rotation erhält und der Schläger besser stabilisiert wird.

Yonex Servo Filter für bessere Dämpfung von Vibrationen

Die Frage ist jedoch, ob dieses Marketinggerede dem Praxistest standhalten kann. Die Antwort gibt gleich der erste Return – ja, der Schläger ist außerordentlich komfortabel und sensibel. Sogar so komfortabel, das ich die ersten 2,5 Stunden mit diesem Schläger ohne mein beliebtes Vibrastop gespielt habe. Und das will etwas heißen!

Um die Grundlage dieses Testberichts besser zu verdeutlichen, möchte ich erwähnen, das ich mit den Schlägern 3 Wochen lang gespielt habe, was in etwa 12 Stunden hartem Training auf dem Tennisplatz entspricht. Und nach so viel Zeit kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass die Schläger großartig sind. Sie sind nicht perfekt, aber zur Perfektion fehlt ihnen nicht viel.

Yonex Percept 100

Bei Schläger, die ich erhielt, waren mit den Yonex PolyTour Rev 1.20 mm mit 25/24 kg bespannt. Es handelt sich dabei um ein angenehmes achteckiges Co-Polyester weicheren Typs, das nicht aggressiv ist und gut zu den Schlägern passt. Es ist auf Spin und Kontrolle ausgelegt und passt deshalb genau zu den Schlägern.

Die Version Yonex Percept 100 ist ein traditioneller 300g schwerer und auf 320 mm ausbalancierter Rahmen mit einem 645 cm2 großen Schlägerkopf. Das Saitenmuster ist 16x19, einem heutzutage schon eher traditionellen auf Spins ausgelegten Muster, das einfache Schlaghärte und modernes Spinpotenzial bietet. Mit der Modellreihe Percept führt Yonex jedoch auch eine präzisere Version dieses Rahmens ein, den Yonex Percept 100D, der ein dichteres 18x19 Saitenmuster hat, was vor allem anspruchsvolleren Spielern bis hin zum Turnierniveau entgegenkommt.

Der Flex des Rahmens liegt bei mittleren 66 RA, was nur einem einzigen Zweck dient – den Schläger bei späten Balltreffern zu stabilisieren und gleichzeitig mehr einfache Energie in die Schläge zu bringen.

Beide Percepts spielen sich im Vergleich zur Generation Vcore Pro aus dem Jahr 2021 deutlich gefälliger. Insbesondere die Hunderter-Version kann ich wirklich jedem empfehlen, der ernsthaft Tennis spielt, vom fortgeschrittenen Anfänger bis hin zum turnierbesessenen Juniorenspieler.

Das Schwunggewicht des Schlägers habe ich mit nur 312 kg/cm2 ermittelt, was für diesen Typ Schläger ein eher unterdurchschnittlicher Wert ist. Hier ist also Raum für nachträgliches Justieren mit Bleibändern und das Einstellen des Schwunggewichts entsprechend der eigenen Vorlieben. Der 23 mm breite, kantige Rahmen ist erstaunlich schnell und geht sehr gut durch die Luft, sodass man den Schläger kaum in der Hand spürt. Im Vergleich zur Vorgängergeneration wurde das Spin-Potential des Rahmens deutlich verbessert, was sich manchmal fast grob anfühlt.

Yonex Percept Tennisschläger

Spin beim Aufschlag

Schauen wir uns mal den Topspin genauer an. Beide Schläger zeichnen sich durch einen großen Abprallwinkel des Balls aus, wenn sie so schlägt, dass man einen deutlichen Spineffekt erzielt. In manchen Situationen habe ich deshalb deutlich über das Feld hinaus geschlagen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein ähnliches Verhalten erlebt zu haben, dass ich direkt gespürt habe, wie die Saiten den Ball aufnehmen, halten und dann unerwartet hoch abprallen lassen. Das liegt zum Einen am dünneren Durchmesser der Saiten, den ich nicht gewohnt bin, und zum Anderen wahrscheinlich an der flexibleren und reaktionsfreudigeren Funktionsweise des Rahmens selbst, der nicht mit so viel Kraft geführt werden muss. Viel wichtiger als die Kraft ist bei diesen Schlägern der Schwung und eine möglichst flüssige Technik. Je entspannter man mit diesen Schlägern spielt, desto mehr kann man aus ihnen herausholen. Man sollte nicht gegen sie arbeiten, sondern mit ihnen zusammen.

Yonex Percept 97

Das Modell Yonex Percept 97 mit seinem deutlich kleineren Schlägerkopf ist schon ein Schläger für Fortgeschrittene und Wettkampfspieler. Der auf 310 mm ausbalancierte 310 Gramm schwere Rahmen lässt sich äußerst angenehm spielen. Der Schläger spielt sich ähnlich wie die hunderter Version, mit dem Unterschied, dass der Rahmen ein präziseres Spiel mit rasanteren abschließenden Returns ermöglicht.

Gefühlt fliegen die Bälle beim normalen Hin- und Her-Spielen weniger, wenn man mit halber Kraft aus der Mitte des Spielfelds heraus spielt, aber sobald man den Rahmen etwas mehr fordert, kann man eine beeindruckende Energie spüren. Das ist angesichts des geringen Schwunggewichts, das bei diesem konkreten Rahmen nur 311 kg/cm2 beträgt, überraschend.

Spielkontrolle und -gefühl sind allerdings dank des sehr weichen Rahmens mit einer Härte von nur 60 RA auf relativ hohem Niveau. Mit nur 21 mm Breite fühlt er sich kompakt an und lässt wie ein Rennauto durch die Luft ziehen. Wenn deine Schlagtechnik stimmt, brauchst du dir also keine Sorgen um deine Arme machen.

Yonex Percept Tennisschläger

Ohne große Schwächen

Beim Testen von Tennisschlägern fällt mir immer irgendetwas auf, das mich stört oder das mir fehlt. Bei den Yonex Schlägern könnte das zum Beispiel der größere und rundere Griff sein. Dieser hat den Hang, etwas rutschig in der Hand zu liegen und der Spieler hat etwas Mühe, die richtige Griffposition zu finden. Aber das ist eine Frage der Gewohnheit und möglicher Anpassungen, wobei man den synthetischen Standardgriff jederzeit durch Übergriffband ersetzen kann, das dem Griff dann mehr Haftung verleiht.

Das aggressive Spinpotential habe ich bereits erwähnt und mir weitere kleine Schwächen fallen mir nicht ein. Schläge von der Grundlinie sind sehr sicher und zugleich spielerisch. Als ich mich auf das Spielen langer Bälle konzentrierte, hatte ich das Gefühl, dass die Schläger über irgendein Zielsystem verfügen.

Die Anzahl der Schläge, die nahe der Linien oder direkt auf den Linien landeten, war jedenfalls bei beiden Schlägern höher als ich es gewohnt bin. Das lag am erworbenen Grundvertrauen in die Schläger und der Verbindung zwischen Schlagarm und Rahmen, die bei den Schlägern hervorragend ist. Die Zuverlässigkeit und Leichtigkeit, mit der man Schläge ausführen kann, verleiht dem Spiel Selbstbewusstsein, ein Gefühl der Sicherheit und des Komforts beim Schlagen. Es ist müßig mich darüber auszulassen, wie ich mit den Schlägern in die Ecken gespielt, auf die Linien getroffen, makellos gelobbt oder meine Gegner mit kurzen Bällen zur Verzweiflung getrieben habe. Das kann ich mit praktisch jedem Tennisschläger machen. Wichtig ist nur, wieviel Mühe es machte und wie ich mich dabei gefühlt habe. Und dieses Gefühl war erbauend, leicht, spielerisch, ungezwungen, stimmig und authentisch.

Yonex Percept Tennisschläger

Das sind keine Vcore Pro …

Wer also von den Tennisschlägern der Modellreihe Percept erwartet, das sie reine Nachfolger der Vcore Pro sind, liegt damit falsch. Die Percepts sind eher für eine bisher von Yonex nicht erreichte Käufergruppe gedacht. Während Head die Boom und Wilson Clash und Shift haben, hat Yonex mit der Modellreihe Percept die Messlatte für technische, technologische und gefühlsmäßige Perfektion auf ein neues Niveau gehoben. Sie haben den Konkurrenten mal wieder den Rang abgelaufen. Man kann sie als die am meisten für den Durchschnittsspieler geeigneten Performance-Schläger bezeichnen.

Ob man gerade erst mit dem Tennisspielen begonnen hat, mitten in seiner Tenniskarriere steckt oder deren Ende bereits erreicht hat, diese Tennisschläger werden einen nicht enttäuschen. Sie sind so angenehm, wie auf Kontrolle, Präzision und Rahmensensibilität ausgelegte Schläger nur sein können. Ihr Komfort ist unglaublich. Ihre brutale Performance und ihr rohes Feedback mögen furchteinflößend sein, aber dafür gibt es keinen Grund. Ganz im Gegenteil. Tennis wird immer schneller gespielt, aggressiver und mit mehr Spin, und neue Tennisschläger sind dazu da, Vibrationen und Erschütterungen von den Spielern so weit es geht fernzuhalten. Für lange Ballwechsel benötigt man Tennisschläger mit langer Lebensdauer, die ein gutes stabiles Spielgefühl vermitteln. Eine saubere Leistung kann uns gestohlen bleiben. Gesundheit und ein gutes Spielgefühl sind wichtiger.

Stört das wirklich?

ich will nicht behaupten, dass die Percepts gänzlich gesunde Tennisschläger sind, aber es fehlt nicht viel. Und dass ist ein Riesenschritt nach vorn. Mit diesen Rahmen kann man praktisch in jeder Situation und auf praktisch jedem Niveau spielen. Zufriedene Besitzer von Vcore Pro-Modellen werden deswegen nicht gerade Luftsprünge machen, aber wer weiß, vielleicht tun sie es doch. Aber ich bin mir sicher, dass die neue Modellreihe Percept für Spieler, die vorher nie mit Yonex gespielt haben, das Beste ist, was sie für ihr Tennis tun können. Und dabei habe ich geglaubt, das ich schon alles gesehen hätte.

Yonex Percept Tennisschläger

Fazit zu den Yonex Percept Tennisschlägern

  • Überwältigender Komfort
  • Herausragende Präzision und Spielkontrolle
  • Stabiles Schlaggefühl
  • Vorhersehbares und reaktionsschnelles Feedback
  • Bespielbarkeit und Beherrschbarkeit das Rahmens
  • Der größere und rundere Standardgriff passt möglicherweise nicht für jeden
  • Der Spin wirkt manchmal unnatürlich

Autor: Michal Bayerl

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