REZENSION: Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay – bequeme Designerschuhe mit geringer Haltbarkeit


11 Minuten Lesezeit

Die Lacoste AG-LT23 Ultra Clay begeistern mit ihrem Design und Komfort. Beachte jedoch ihr hohes Gewicht und die geringe Strapazierfähigkeit des Obermaterials. Mehr erfährst du in der Rezension.

Das neue Modell der Sandplatz-Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay ist optisch einer der beeindruckendsten Schuhe, die ich je gesehen habe. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Außerdem sehen die Schuhe nicht nur fantastisch aus, sondern lassen sich auch hervorragend tragen.

Der nahezu perfekte Eindruck, den diese Schuhe unter der Marke des Krokodils hinterlassen, wird allerdings durch ein paar Makel getrübt, von denen einer im wahrsten Sinne des Wortes „fatal“ sein könnte. Wobei die Schuhe versagen und womit sie wiederum begeistern können, erfährst du in unserer Rezension.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Etwas zur Geschichte

Die erste Generation der High-End-Turniertennisschuhe von Lacoste raubten allen den Atem, die in irgendeiner Form der Tennismode folgen. Das drei Jahre alte Modell Lacoste AG-LT21 Ultra Clay vereinte in sich modernes Design mit ein wenig Retro-Stil.

Die Schuhe waren klobig, schwer, robust und langlebig. Gleichzeitig weckten sie auch dadurch das breite Interesse der Öffentlichkeit, dass Daniil Medvedev, der damals seinen ersten und bisher einzigen Grand Slam gewann – die US Open 2021 – sie an seinen beiden langen Beinen trug.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Vorsicht bei der Größe

Drei Jahre später gibt es mit dem Modell Lacoste AG-LT23 Ultra Clay einen Nachfolger, der bereits ultramodern aussieht. Das Design des Schuhs ist runder geworden und hat eine aerodynamische Note verpasst bekommen. Der Schuh macht einen moderneren und schnelleren Eindruck.

Doch obwohl der Schuh optisch wie ein Leichtgewicht wirkt, ist das Gegenteil der Fall. Erneut handelt es sich um einen schweren, robusten und ziemlich molligen Schuh. In der Größe EU 46 (UK 11, US 12) wiegt ein Schuh unglaubliche 460 Gramm.

Die Präzision der Verarbeitung ist bemerkenswert – der linke Schuh wog 460 g und der rechte 461 g. Der Gewichtsunterschied von nur einem Gramm bei diesem Paar ist im Grunde ein kleines Wunder und eine Seltenheit. Ähnlich präzise verarbeitete Tennisschuhe fand ich bisher nur in den Wilson Rush Pro 4.0.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Bei der Größe der Schuhe muss man jedoch aufpassen. Lacoste hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass der Platz im Innern der Schuhe geringer wird, wenn man die Schuhe mit viel Dämpfungsschaum und weicher Polsterung versieht.

Die Schuhe sind zwar innen unglaublich weich und bequem, aber genau deshalb ist in ihnen auch weniger Platz. Beim Kauf sollte man also eine Größe größer wählen, so habe ich es zumindest gemacht. Von außen mögen die Schuhe dann zwar wie Flossen aussehen, aber man fühlt sich in ihnen wie in Watte gebettet und nichts drückt.

Hochwertige Materialien und Technologie

Die französische Marke Lacoste zählt zu den renommiertesten und prestigeträchtigsten der Modewelt. Ihre Bekleidung und Schuhe sind immer meisterhaft verarbeitet und sehen dazu noch toll aus. Die französische Liebe zum Detail und der Hang zur Eleganz ist auf ihren Produkten auf jedem Zentimeter spürbar. Das neue Modell Lacoste AG-LT23 Ultra Clay ist dabei keine Ausnahme.

Das Obermaterial besteht aus Strickgewebe Piqué Weave (vermutlich aus Nylon), das atmungsaktiv und elastisch ist. Dadurch müssen die Schuhe nicht eingelaufen werden und können schon beim ersten Anziehen in einem match getragen werden.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Die Zunge ist ergonomisch und asymmetrisch geformt und passt sich dadurch natürlich an den Rist an. Gleichzeitig hat sie auf einer Seite Löcher für eine bessere Belüftung. Die Schnürung besteht aus sechs Löchern, wobei drei Löcher aus Schlaufen bestehen, die sich über die Seiten des Schuhs ziehen. Wenn man die Schnürung festzieht, wird dadurch auch der Innenschuh festgezogen und der Fuß wirklich fixiert.

Als ich mir die Zunge genauer anschaute, stellte ich fest, dass sie bis zur Sohle herunter reicht und Bestandteil der Konstruktion des Schuhs ist. Das Innere des Schuhs besteht aus zwei Materialschichten, die sich gegenseitig natürlich überlappen.

Leistungsstarker Komfort

Schuhe dieser Art sind in der Regel auf maximalen Komfort und Knöchelschutz ausgelegt. Der innere Fersenbereich des Schuhs verfügt über eine wirklich dicke Polsterung, die im Hinblick auf ihre Konstruktion und Qualität an das Konkurrenzmodell adidas Barricade erinnert.

Auch sonst machen die Schuhe einen diesen beliebten adidas-Schuhen sehr ähnlichen Eindruck. Sobald man den Schuh anzieht, befällt einen ein nie dagewesenes Gefühl grenzenlosen Komforts und Wohlbefindens. Das Tragegefühl ist genau so, wie es sein sollte. Nichts drückt nirgendwo, nichts reibt, der Fuß sitzt fest und vermittelt das Gefühl, perfekt eingepasst zu sein. Ja, so gefällt mir das.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Gute Stabilität und Traktion

Was wären das für Turnierschuhe, wenn sie nicht stabil wären? Lacoste hat auch diesmal die neuesten Erkenntnisse und Technologien in Betracht gezogen. An der Außenseite der Ferse befindet sich ein asymmetrisch aufgebauter Stabilisator. Dieser hilft, die Festigkeit des Schuhs zu erhalten und hält den Knöchel in einer stabilen Position.

Der gesamte untere Teil des Schuhs ist von einer TPU-Schicht aus Pebax durchzogen. Dabei handelt es sich um ein spezielles Material, das häufig in Tennisschuhen wie denen von Nike verwendet wird. Dieses steife Material dämpft die Verwindungskräfte, die bei plötzlichen Bewegungswechseln auf den Schuh wirken. Es hält den Schuh fest in seiner Lage und hilft dabei, Energie wieder in die Bewegung zurückzuführen.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Begeistert hat mich die Sohle. Das neue Modell ersetzt das ursprüngliche Material des Reifenherstellers Goodyear durch die eigene Gummimischung LineGrip mit einem einzigartigen Riffelmuster mit feiner Struktur. Die Riffel sind zudem ungewöhnlich weit voneinander entfernt. Die Traktion auf dem Sandplatz ist dank dieser Lösung perfekt.

Die Sohle erinnert mich an jene der französischen Le Coq Sportif Futur LCS-T01 Tennisschuhe, die ich mir im vergangenen Jahr nur so zum Ausprobieren gekauft habe. Eine Besonderheit ist der Geruch bzw. Gestank. Der Gummi wird offenbar aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt, die zwar umweltfreundlich sind, jedoch einen eigenartigen Geruch verströmen. Das ist aber nur eine Vermutung von mir, die auf dem typischen Geruch dieses Materials beruht, also nehmen Sie mich nicht beim Wort. In den Werbematerialien wird das jedoch nicht erwähnt.

Sensible und starke Dämpfung

Interessant war für mich die Kombination aus zwei verschiedenen Dämpfungsschäumen. An der Ferse befindet sich eine höhere Schicht aus leistungsfähigem EVA-Schaum, der die härtesten Aufpralle an der Ferse dämpfen soll. Im vorderen Zehenbereich wird jedoch ein deutlich weicheres und reaktionsfreudigeres Material namens LSR Foam (Lacoste Super Responsive Foam) verwendet.

Interessanterweise ist dieses Dämpfungsmaterial nicht wirklich sichtbar, wie es sonst bei Schuhen üblich ist. Es befindet sich direkt unter der Gummisohle und ist an der Außenseite mit Pebax ummantelt, das den Schuh versteift, um ein Verdrehen zu verhindern. Diese Lösung sieht nicht nur optisch interessant aus, sondern ist auch praktisch.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Der Schaumstoff unter dem Zehenbereich ist außergewöhnlich empfindlich, vermindert aber gleichzeitig nicht die seitliche Stabilität des Schuhs. Wenn man im vorderen Teil des Schuhs auf die Sohle drückt, lässt sie sich sehr leicht eindrücken. Das ist nicht selbstverständlich und hat mich gehörig überrascht.

Die Sohle neigt dazu, sich wie ein Saugnapf am Tennisplatz festzusaugen. Das Ergebnis ist eine ausgezeichnete Sensibilität für die Oberfläche des Tennisplatzes, wie man das zum Beispiel von ultraleichten Tennisschuhe kennt. Bei diesen schweren und stabilen Schuhen sorgt das für eine nie dagewesene Kombination aus Leistung, Komfort und Gefühl. Gleichzeitig ist der Schuh perfekt stabil und hat eine hervorragende Traktion.

Trotz seines hohen Gewichts vermittelt der Schuh einen agilen und luftigen Eindruck. Auch die hochwertige Einlegesohle trägt zum allgemeinen Tragekomfort bei.

Kleine Schwächen

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte Lacoste den perfekten Performance-Schuh für die anspruchsvollsten Spieler entwickelt. Allerdings konnte die Marke mit dem Kroko einige recht unerwartete Schwächen nicht vermeiden.

Die Schlaufe an der Rückseite des Schuhs soll dazu dienen, beim Anziehen zu helfen. Wie ich jedoch durch eine so kleine Schlaufe meinen Zeigefinger stecken soll, das ist mir ein Rätsel. Ich kann ihn zwar ein wenig hineinstecken, aber das reicht nicht, um den Schuh über die Ferse zu ziehen. Und dabei habe ich dünne Finger.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Ein weiterer Nachteil für einige mag die bereits erwähnte Dämpfung im vorderen Bereich des Schuhs sein. Ja, sie ist sehr empfindlich. Ja, sie macht den Schuh sehr stabil. Wenn man ihn jedoch über längere Zeit trägt, ist er nicht sehr komfortabel, verglichen mit Tennisschuhen der Konkurrenz wie zum Beispiel den Wilson Rush Pro 4.0, adidas Barricade oder Head Revolt Pro 4.5.

Wenn man mit den Schuhen einmal täglich ein zweistündiges Match spielt und sie sonst nicht trägt, dann ist das ok. Wenn man jedoch jeden Tag mehr Zeit auf dem Tennisplatz verbringt, dann sind diese Schuhe für die Gelenke nicht gerade das Paradies auf Erden. Im vorderen Bereich des Schuhs könnte das Dämpfungsmaterial dicker sein.

Zweifelhafte Strapazierfähigkeit

Die Strapazierfähigkeit von Tennisschuhen ist regelmäßig Gegenstand heftiger Debatten. Sandplatz-Tennis ist für Schuhe eine Strapaze. Man rutscht viel und erfahrene Tennisspieler geraten oft in extreme Körperhaltungen, bei denen der Schuh buchstäblich mit der Innenseite auf dem Platz angekantet wird und mehrere Zentimeter über die Oberfläche schrubbt. Dabei wirkt der Platz wie grobes Sandpapier und das Material, aus dem die Schuhe bestehen, schreit: „Es reicht!“. Das Problem ist, dass bei einer mehrstündigen Beanspruchung im Rahmen der Rezension in der Regel kein Makel am Schuh auftritt. Aber hier ist er aufgetreten.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Bereits nach nur 4 bis 5 Stunden Spielzeit erschien an der Innenseite bei der großen Zehe, dort, wo die Sohle häufig gebogen wird, ein kleiner Spalt. An beiden Schuhen. Dieser stark beanspruchte Bereich ist mit einer verhältnismäßig hohen Gummischicht überzogen, die auf den ersten Blick solide aussieht.

Allerdings ist diese schützende Gummischicht mit einer dünnen Schicht Kleber mit dem Mesh-Obermaterial verbunden. Es handelt sich also um eine nahtlose Konstruktion, bei der es nur auf die Qualität und Stärke der Verklebung ankommt. Und selbstverständlich haftet der Kleber auf dem Mesh-Material nicht besonders gut. So kann aus einem kleinen Spalt nach längerer Zeit ein großer Spalt werden, durch den Sand in den Schuh eindringt. Und das ist der Albtraum eines jeden Spielers.

Empfehlung für den Hersteller Lacoste

Ich gehe nicht davon aus, dass diese Rezension von den Lacoste-Ingenieuren gelesen wird, aber ich könnte mich auch irren. Ich persönlich empfehle ihnen, sich ein Beispiel an anderen Schuhmarken zu nehmen. Seit vielen Jahren bereits geht der Trend dahin, eine sehr haltbare Kunststoffhülle auf dem Obermaterial des Schuhs zu verwenden, die im Prinzip den gesamten Schuh vor Rissen und Löchern schützt. Der Nachteil ist eine geringere Flexibilität und Atmungsaktivität.

Ein weiteres in den vergangenen Jahren etabliertes geeignetes Material ist ein Mesh mit sehr großer Dichte. Das ist relativ robust, sehr flexibel und atmungsaktiv. Lacoste muss sich also für die Zukunft entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten. Es ist nicht immer möglich, alle Elemente und Materialien miteinander zu kombinieren, um ein perfektes Produkt zu schaffen, das alle Anforderungen der Kunden erfüllt.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Ein hoher Preis für ein perfektes Design

In diesem Fall hat Lacoste einen nahezu perfekten Schuh geschaffen, aber im Namen des Designs und der Verarbeitung wurde die Strapazierfähigkeit vernachlässigt, die Amateurspieler jedoch am meisten interessiert.

In einem Interview mit Daniil Medvedev erwähnte dieser Tennis-Star, dass er von diesen konkreten Schuhen ca. alle 14 Tage ein neues Paar benötigt. Das ist keine Seltenheit in der Welt des Tennis, aber es zeigt eine Tatsache auf. Professionelle Tennisschuhe wie diese sind sehr verschleißanfällige Artikel, die dazu gedacht sind, beispielsweise während eines Turniers maximale Leistung zu erbringen. Und dann ist ihr Yuppie-Leben zu Ende.

Der Normalsterbliche sucht jedoch Schuhe, die eine ganze Saison lang halten. Das hängt natürlich auch von der Gesamtbelastung ab. Ich fürchte jedoch, dass ein Paar dieser wunderschönen Lacoste AG-LT23 Ultra Clay Tennisschuhe für die paar Monate auf Sand für einen Normalsterblichen nicht ausreichen wird. Und das ist angesichts der ansonsten sehr gelungenen Leistung, des beeindruckenden Designs und der allgemeinen Verarbeitungsqualität eine große Schande.

Tennisschuhe Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

Vor- und Nachteile der Lacoste AG-LT23 Ultra Clay

  • Tolles Design, Liebe zum Detail und hohe Materialqualität
  • Ausgezeichnete Stabilität und Traktion auf Sand
  • Hervorragender Komfort, ohne dass die Schuhe eingelaufen werden müssten
  • Hochwertige Stützleistung und Schutz des Knöchels
  • Leistungsstarke Dämpfung mit einem hervorragenden Gefühl für den Untergrund
  • Ausgeklügeltes Schnürsystem mit Feststellfunktion
  • Sehr gute Atmungsaktivität des Obermaterials
  • Zweifelhafte Strapazierfähigkeit und unsichere Haltbarkeit des Obermaterials
  • Nicht nutzbare hintere Schlaufe
  • Schwächere Dämpfung im Ballenbereich
  • Hohes Gewicht

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