Die neue Head Speed Serie ist da. Schau dir die Generation 2024 an und lass dich von der Atmosphäre auf dem Tennisplatz mitreißen.
Die beliebteste Modellreihe an Tennisschlägern des österreichischen Herstellers HEAD ist nach zwei Jahren erneut um ein Nachfolgemodell angewachsen. Diesmal gibt es neben der zweiten Generation der innovativen Auxetic-Technologie auch ein neues Rahmenfinish. Das ist meiner Meinung nach zwar nicht gerade ein Volltreffer, aber einigen Spielerinnen und Spielern wird es sicher gefallen. In dieser Doppelrezension werden wir den leistungsstärksten Modellen MP und PRO auf den Zahn fühlen.
Das erste, was einem sofort ins Auge fällt, wenn man die neuen HEAD Speed 2024 in der Hand hält, ist das neue Rahmenfinish. Die Kombination aus Matt- und Glanzlack gibt es nicht mehr. Der Rahmen ist nun mit einer dünnen Schicht überzogen, die gummiartige Eigenschaften hat. Das mag auf den ersten Blick interessant aussehen, aber in der Praxis ist diese Neuheit eher unpraktisch.
Der Schläger ist dadurch etwas rau, was vor allem für Einhandspieler, die den Schläger bei Rückhandschlägen mit der zweiten Hand am Schlägerhals stabilisieren, problematisch sein kann. Die zweite und vielleicht schlimmere Eigenschaft dieses Materials ist, dass es Schmutz anzieht. Eine klassische Glanzlackierung des Rahmens, wie sie von den Profis verwendet wird, wäre die bestmögliche Lösung für dieses Problem. Allerdings ist das wahrscheinlich ein teures Verfahren, für das wir etwas mehr bezahlen müssten, und bei den derzeitigen Schlägerpreisen ist das vielleicht zu viel des Guten.
Bei uns in Europa wird hauptsächlich auf Sandplätzen gespielt. Jeder Sandplatzspieler klopft sich während des Trainings oder eines Spiels regelmäßig seine Schuhe ab. An diesem neuen leicht texturierten Rahmen bleibt leicht der Sand haften. Ich persönlich wische meinen Schläger nach dem Abklopfen meiner Schuhe immer an meinem Oberschenkel ab, um den Sand vom Rahmen zu entfernen. Bei diesem Rahmen wird der Sand dabei aber nur am Rahmen verrieben und bleibt daran haften. Nach dem Spielen muss man also unbedingt ein Handtuch oder einen Lappen nehmen und den Sand vom Schläger abwischen.
Genauso wie der Sand wird auch Handschweiß sich am Rahmen festsetzen. Und wie die Erfahrungen mit anderen ähnlich gummierten Schlägerrahmen zeigen, bröckelt dieses Material mit der Zeit ab und hinterlässt unschöne Flecken auf dem Schläger. HEAD ist sich meiner Meinung nach dieser Tatsache offenbar nicht bewusst und hat einen groben Designfehler begangen. Positiv anzumerken ist, dass diese Oberflächenbehandlung wenigstens die scharfen Übergänge zwischen dem Weiß und dem Schwarz des neuen Designs etwas mildert.
Das Modell Head Speed MP 2024 ist mit seinen Parametern ein Tennisschläger für fortgeschrittene und erfahrenere Spieler und Wettkampfspieler. Er ist wahrscheinlich der populärste 300 g schwere Schläger mit einem 645 cm2 großen Schlägerkopf auf dem Markt. Das neue Modell hat einen etwas leichteren Rahmen mit einem RA-Wert von 60 (Vorgängermodell: 62 RA).
Im Gegensatz dazu ist jedoch das Schwunggewicht höher. Vor zwei Jahren habe ich bei einem besaiteten MP das Schwunggewicht mit 317 kg/cm2 gemessen. Das neue Modell des Jahres 2024 kann bei diesem wichtigen Parameter mit stattlichen 326 kg/cm2 aufwarten. Das ist ein Wert, der bereits nahe an den für Turnierspieler geeigneten Schlägern liegt. Das höhere Schwunggewicht macht sich schon dadurch bemerkbar, weil es etwas schwieriger als beim Vorgängermodell ist, den Schläger schnell zu schwingen.
Sobald man den Schläger jedoch in Bewegung versetzt hat, wird man mit guter Stabilität und Ballführung belohnt. Die Speeds waren schon immer wegen ihrer Vielseitigkeit bekannt, und daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Mit dem MP macht das Spielen sowohl von der Grundlinie als auch am Netz Freude. Die offenere 16x19-Besaitung eignet sich gut für Spins, aber trotzdem behält der Schläger eine außergewöhnliche Kontrolle und Präzision. Dank der Technologie Auxetic 2.0 vermittelt der Rahmen jetzt ein noch gedämpfteres Spielgefühl. Eine Auxetic-Komponente befindet sich jetzt auch im Griffende. Das Ergebnis ist ein solider Komfort, der bei modernen Schlägern ein sehr gefragter Parameter ist.
Alles in allem ähnelt der Head Speed MP dem Vorgängermodell und ich persönlich habe an ihm keine umwerfenden Neuerungen feststellen können. Abgesehen von dem bereits erwähnten höheren Schwunggewicht verhält sich der Schläger vorhersehbar, und das ist gut so. Ich hatte das Gefühl, dass der Rahmen etwas langsamer durch die Luft schwingt, als ich mir gewünscht hätte. Deshalb würde ich HEAD raten, beim nächsten Modell etwas an der Aerodynamik zu arbeiten.
Was die Qualität und Sicherheit bei Returns angeht, gibt es fast nichts zu beanstanden. Am meisten gefiel mir der Schläger bei Vorhand- und Aufschlägen. Bei einem Slice mit der Rückhand fehlte mir ein wenig der klare Zug zur Grundlinie, während ich in defensiven Situation mit dem Schläger ein leicht unstabiles Gefühl hatte. Bei niedrigen Bällen, die man mit etwas Spin retournieren muss, schien mir der MP nicht wendig genug. Diesem Modell liegen direktere Schläge mehr. Aber das ist nichts Neues und gilt für die gesamte Speed Modellreihe.
Das Modell MP ist ein guter Standardschläger für All-Court-Tennis. Der Rahmen zwingt einen zu nichts, er erzeugt Energie entsprechend der hineingelegten Anstrengung und Spins kann man mit ihm genau so spielen, wie man es mit seiner eigenen Spieltechnik vermag. Aber den Wunsch, damit „Bananenbälle“ wie Nadal zu spielen, kann man getrost vergessen.
Es ist ein neutraler Schläger, der jedoch nicht die Entfaltung eigener Kreativität und Qualität einschränkt. Deshalb ist das Modell Speed MP sowohl bei Amateuren und fortgeschrittenen Freizeitspielern als auch bei erfahreneren Spielern bis hin zum Wettkampfniveau beliebt. Der Schläger verzeiht zwar Fehler, aber er korrigiert sie nicht. Ich hatte bei diesem neuen Modell sogar das Gefühl, dass bei einem unpräzisen Schlag der Rahmen etwas stärkeres Feedback und damit zu verstehen gab, dass die Schlagpräzision verbessert werden sollte.
Es ist beinahe nicht zu glauben, aber zum ersten Mal, seit ich HEAD Speed Tennisschläger teste, hat mir das 310 g schwere Modell PRO besser gefallen als das Modell MP. Es hat nämlich gegenüber den Vorgenerationen grundlegende Änderungen gegeben. HEAD hat den Balancepunkt des Rahmens um 5 mm mehr zur Hand verschoben. Jetzt hat der Schläger den Balancepunkt bei 310 mm. Und das passt perfekt!
Der Schlägerkopf ist genau so groß wie beim MP, ist jedoch traditionell mit 18x20 dichter bespannt, um bessere Präzision und Kontrolle zu gewährleisten. Es ist mir ein Rätsel, wie ein mehr zur Hand hin ausbalancierter Rahmen sein Schwunggewicht auf massive 333 kg/cm2 erhöhen kann. Das ist eine Steigerung um ganze 12 Punkte gegenüber der Vorgängergeneration. Gleichzeitig fühlt sich der Schläger durch den der Hand nahen Balancepunkt kontrollierbarer an als das Modell MP.
Der Rahmen ist außerdem schneller, lässt sich leichter schwingen und hat eine deutlich bessere Stabilität. Dabei haben beide Schläger mit 23 mm die gleiche Rahmendicke. Eine bessere Stabilität habe ich vor allem bei Slices mit der Rückhand gespürt, mit dem Modell PRO ist sie hervorragend.
Das höhere Schwunggewicht bei beiden Modellen liegt möglicherweise an dem von mir kritisierten Rahmenfinish. Die Gummibeschichtung ist sicher etwas schwerer als der Glanzlack und durch die gleichmäßige Verteilung dieses Materials über den ganzen Rahmen fühlt sich der Schläger solider an. Der Schläger reagiert besser sowohl auf langsame als auch schnell gespielte Bälle. Man kann mit diesem Schläger gutes defensives Tennis spielen, wobei er beim schnellen Übergang von der Defensive in die Offensive am meisten überzeugt.
Mit dem Modell PRO hatte ich immer meine Probleme, wenn ich längere Zeit gespielt habe. Das neue Modell ist allerdings wahrscheinlich auch wegen der eingesetzten Auxetic-Technologie weniger ermüdend. Selbst während eines 3-stündigen harten Trainings und eines anschließenden Matches habe ich mich mit dem Schläger auf dem Platz wohl gefühlt. Ich hatte immer die Energie für einen vollen Schwung, und dass man mit dem PRO „headless“ schwingen kann, ist offensichtlich.
Die Besaitung von 18x20 zwingt einen förmlich zu explosivem und schnellem Spiel. Allerdings muss man darauf achten, immer tief genug in die Knie zu gehen und Schläge immer mit maximalem Einsatz und gleichzeitiger Leichtigkeit auszuführen. Schlampiges kraftbetontes Spiel mit harter Hand liegt dem PRO nicht, aber das war schon immer so. Es ist gut zu wissen, dass man bei einem schwachen Aufschlag einen anständigen Return schlagen kann. Drives, Longlines und andere schnelle gerade Schläge sind mit diesem Schläger eine Freude zu spielen. In jeder Position hat man eine ausgezeichnete Ballkontrolle. Der Schläger ist empfindlich, sodass man mit ihm gut Volleys und Halbvolleys spielen kann.
Die Härte oder, wenn man so will, die Weichheit des Rahmens beträgt wie beim Modell MP 60 RA. Der Ball hat also etwas längeren Kontakt mit der Saite als bei härteren Schlägern, was der bereits sehr guten Präzision zugute kommt. Die ist wirklich bemerkenswert. Es ist erstaunlich, dass der HEAD Speed PRO 2024 in diesem Bereich praktisch konkurrenzlos ist.
Es gibt nicht viele ähnliche Schläger mit diesen Parametern auf dem Markt. Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, ob es gerade einen ähnlichen Schläger gibt. Das Modell PRO ist grundsätzlich in allen Belangen besser als das Modell MP. Abgesehen von den etwas schwächeren Spin-Fähigkeiten lässt sich keine Schwäche finden. Aber wer sich einen Schläger mit 18x20 Besaitung zulegt, der rechnet damit und erzeugt den Spin geschickt aus dem Handgelenk und mit einem schnellen Schwung selbst.
Diesem immer wieder auftretenden leidigen Thema muss ich ein eigenes Kapitel widmen. Ich hoffe, dass das irgendjemand aus der Führungsetage von HEAD in der Tschechischen Republik nach Österreich weitergibt. Das verwendete Basis-Griffband HEAD Hydrosorb Pro ist eines meiner liebsten. Es klebt gut, hat eine gut dämpfende Dicke und bewahrt trotzdem ein gutes Gefühl für die Kanten des Griffs. Womit dieses Basis-Griffband aber am Griff selbst befestigt ist, ist mir ein Rätsel.
Nach ungefähr 3 Spielstunden mit dem Modell MP löste sich das Ende des Griffbands vom Griff. Nachdem ich den „klebrigen“ Teil abzog, trat etwas Haariges zutage. Kein Klebstoff, kein Klebeband oder etwas ähnliches, das das Ende des Griffbands fest am Schläger halten könnte. Aber was ist das für ein „haariger“ Untergrund? Der hat dort meiner Meinung nach nichts zu suchen.
Das ist in den vergangenen 2 Jahren bei praktisch allen Schlägern von HEAD bei den Modellen Gravity, Prestige bis hin zu den Radicals wiederholt aufgetreten. Bei anderen Herstellern ist mir das bisher nur einmal bei einem Wilson Pro Staff RF97 v13 passiert. Dabei tritt das Problem nicht auf, wenn man sich das Griffband selbst kauft und anbringt. Es handelt sich also offensichtlich um einen Herstellungsfehler. Es ist eine Kleinigkeit, die jedoch sehr ärgerlich ist. Eine Lösung ist die Verwendung von Übergriffband (Overgrip) oder das Austauschen des originalen Basis-Griffbands durch das Gleiche mit neuer Klebefläche. Bei solch teuren Premium-Schlägern sollte so ein Problem allerdings erst gar nicht auftreten.
Die neuen HEAD Speed 2024 sind allerdings nur so gut wie man selbst. Sie stechen bei nichts heraus, bieten von allem etwas und es sind trotzdem solide und vor allem vielseitige Rahmen, die der österreichische Hersteller HEAD anbietet. Für erfahrene und Turnierspieler ist das Modell PRO die klare Wahl. Das ist diesmal beinahe perfekt. Der Schläger ist wie die Vorgängergeneration für einen offensiven und direkten Spielstil geeignet. Allerdings ist er jetzt sehr gut kontrollierbar, sehr schnell und ermüdet den Arm nicht mehr so stark.
Für mich persönlich ist er eine Klasse besser als das Modell MP, und dabei hätte ich nie gedacht, dass ich das über einen Schläger mit 18x20 Besaitung einmal sagen würde. Der MP ist standardmäßig gut. Er eignet sich für talentierte Junioren gleichermaßen wie für erfahrene Frauen und fortgeschrittene Männer. Allerdings kann ich keine wesentlichen Änderungen an ihm erkennen, die Besitzer des Vorgängermodells unbedingt zum Kauf verleiten würden. Letztendlich glaube ich sogar, dass, wenn sich ein Besitzer des MP aus dem Jahr 2022 schon einen neuen Schläger kaufen möchte, er sich das Modell PRO zulegen sollte, um einmal etwas Neues auszuprobieren.
Ich muss zugeben, dass ich schon lange nicht mehr so gespaltene Gefühle beim Test eines Tennisschlägers hatte. Einerseits bin ich vom Modell PRO begeistert, andererseits spüre ich beim Modell MP diese Begeisterung nicht. Wenn man dann noch die ungleichmäßige Rahmenverarbeitung mit der „gummiartigen“ Beschichtung und das nicht haltende Griffende in die Erwägung einbezieht, dann sieht man neue Schläger, die insgesamt einen etwas bitteren Eindruck hinterlassen.
Aber vielleicht ist das auch gut so. Vielleicht ist dieser Eindruck nur ein Beleg für die stabile Leistung und Spielbarkeit dieser Schläger. Man kauft sich keine völlig neue Erfahrung. Man kauft aber auch keine Katze im Sack. Man kauft bewährte Standardqualität, die am Ende wahrscheinlich wichtiger ist als ein kurzfristiger Aha-Effekt. Für konservative Spieler ist das im Prinzip in eine gute Sache. Die Frage ist also nur, ob gute Standardschläger bei der starken Konkurrenz heutzutage überhaupt noch etwas zu bieten haben. Der Vollständigkeit halber möchte ich hinzufügen, dass ich die Schläger mit der Besaitung Head Hawk Touch 1,25 mm für einen Zeitraum von ca. 12 Stunden getestet habe. Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss die Schläger noch waschen, bevor ich sie zurückgebe.
Autor: Michal Bayerl - Tennis Guy