Die Head Extreme 2024 Tennisschläger bestätigen dir, dass es einfach ist, Bälle mit Spin zu spielen. Und geben dir Gewissheit, dass kein Schlag misslingt.
Vor zwei Jahren testete ich persönlich die Head Extreme 2022 mit Auxetic 1.0 Technologie und habe sie als Tennisschläger des Jahres bezeichnet. Die Schläger wurden für modernes Tennis mit exzellentem Spinpotential, einfachem Handling und auch unerwartet guter Kontrolle entwickelt. Wie unterscheidet sich die neue Version mit Auxetic-Technologie der zweiten Generation von der Vorgängerversion? Und ist das Upgrade überhaupt sinnvoll? Das erfährst du in dieser Doppelrezension des beliebten Modells MP und seines leichteren Ablegers MP L.
Die Head Extreme Tennisschläger sind nicht nur extrem in Bezug auf den Spin, sondern auch optisch. Das war schon immer so und daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert. Der Avocado-Farbton wurde durch ein leuchtendes bis neonfarbenes Gelb in Kombination mit einem helleren Farbton ersetzt. Mir persönlich gefällt dieses markantere Design besser als das vorherige. Ich habe aber auch schon gehört, dass sich jemand den Schläger allein wegen dieser besonderen Farbkombination auf keinen Fall kaufen würde. Egal wie, mit diesen Schlägern wird du auf dem Platz wieder glänzen.
Neben dem leuchtenden Rahmendesign sind auch die transparenten Ösen und der obere Dämpfer erwähnenswert. Diese verleihen den Schlägern einen schönen, runden Eindruck und lassen den Rahmen besser zur Geltung kommen. An Tennisschlägern werden meist schwarze Ösen verwendet, die eher trist aussehen. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, in Zukunft Schläger mit andersfarbigen Ösen auf den Markt zu bringen – rot, blau, gelb? Warum nicht? Ich bin mir sicher, dass viele gern von der Möglichkeit Gebrauch machen würden, schwarze Ösen gegen farbige auszutauschen.
Head hat in den letzten Jahren das Angebot an Modellen in allen Produktreihen reduziert. Darüber hinaus spielt man auch mit dem Gedanken, im Rahmen des hauseigenen Control Power Index (CPI) die Bezeichnungen und die Rangfolge der einzelnen Schläger zu ändern. Dieser Index ordnet die Schläger nach ihrem Verhältnis von Power zu Kontrolle, wobei ein Schwellenwert von 100 Punkten für den Schläger mit der größten Kontrolle und 1.000 Punkten für die stärksten Schläger stehen. Der präziseste Extreme heißt jetzt Head Extreme Pro 2024 (früher Tour) und das leichteste Modell, Team L, wird nicht mehr hergestellt. Das Modell Head Extreme Team 2024 gibt es noch, aber Head hat es in dieselbe CPI-Kategorie wie das Modell Team L eingeordnet.
Und damit das Ganze nicht ganz so „einfach“ ist, hat das neue Modell MP L das frühere Modell Team in Sachen Power abgelöst. Das wurde durch die Reduzierung des ursprünglichen Rahmengewichts von 285 g auf 280 g erreicht. Das mag nicht viel erscheinen, aber es ist spürbar. Letztendlich ist diese Einteilung ziemlich logisch. Die bisherigen 5 Modelle buhlten untereinander um Kunden und das Angebot war recht unübersichtlich. Jetzt gibt es vier Modelle im Sortiment, um die aktuelle Szene auf dem Markt für Tennisschläger besser widerzuspiegeln. Gleichzeitig ist es jedoch schade, dass das abgespeckte MP L nun etwas leichter ist, als gut wäre.
In den vergangenen zehn Jahren ging der Trend bei der Entwicklung von Tennisschlägern in Richtung Vibrationsdämpfung, komfortableres Spielgefühl und insgesamt weicheres Rahmen-Feedback. Die neuen Head Extreme 2024 verfügen wie alle anderen Modelle der österreichischen Marke über die neueste Technologie Auxetic 2.0. Zwar habe ich in früheren Rezensionen bereits viel darüber geschrieben, aber Wiederholung ist die Mutter der Weisheit. Im Gegensatz zur Vorgeneration befindet sich die neue Auxetic-Technologie nicht nur im unteren Teil des Schlägerkopfes, sondern auch im Ende des Schlägergriffs. Und wie funktioniert das eigentlich?
In die Karbonstruktur des Rahmens wurden kleine auxetische Elemente eingearbeitet. Diese speziell geformten Elemente ziehen sich bei Druck zusammen und dehnen sich bei Zug aus. Vereinfacht kann man sie sich als Miniatur-Sprungfedern vorstellen. Je mehr Energie in den Zug oder den Druck gesteckt wird, desto mehr Energie geben diese „Sprungfedern“ ab oder nehmen sie auf. Einfach ausgedrückt: Der Schläger dämpft nicht nur den Aufprall des Balls besser ab, sondern der Rahmen als solcher überträgt auch mehr Energie zurück auf den Ball. Das Ergebnis ist ein insgesamt gedämpfteres und angenehmeres Spielgefühl, charakterisiert durch ein gutes Ballgefühl.
Das zweitschwerste Modell der Serie Head Extreme MP 2024 verfügt wie sein Vorgängermodell ohne Besaitung über ein reines Gewicht von 300 g, der Schlägerkopf ist 645 cm2 groß, der Balancepunkt liegt bei 320 mm und das Saitenmuster ist 16×19. Das sind die klassischen und bewährten Parameter eines sogenannten Tweener-Schlägers, also eines Schlägers, der im Prinzip jeden zufrieden stellt, von fortgeschrittenen bis zu erfahrenen Spielerinnen, Spielern und Junioren. Beide Schläger im Test waren mit Head Lynx Tour 1,25 mm Saiten bespannt, die Spin und Ballkontrolle unterstützen.
Überraschenderweise fand ich die diesjährige MP-Version ein wenig schwerer und anspruchsvoller als das zwei Jahre alte Modell. Ein Schwunggewicht von 321 kg.cm2 (vor zwei Jahren noch 318 kg.cm2) erfordert schon eine recht ordentliche Schlagbereitschaft. Der Rahmen hat eine variable Breite von 23 mm am Oberkopf, 26 mm an den Seiten des Kopfes und 21 mm am Schlägerhals. Es liegt also auf der Hand, dass dieser Rahmen aerodynamisch gesehen eher langsamer ist. Aber das ist relativ. Es hängt natürlich vom Schlagstil ab.
Bei einer geraden horizontalen Schlägerführung (entspricht eher meinem Stil) ist der Schläger langsamer, aber bei vertikal nach oben gerichteter Schlägerführung (mehr Spin) ist der Schläger schneller. Und das ist das Ziel dieser Modellreihe. Wenn man versucht, einen Spin zu schlagen, erhält man eine höhere Geschwindigkeit des Schlägerkopfes. Allerdings sind die Rahmen zusätzlich auch auf Ballrotation ausgerichtet. Wenn man also einen direkteren Stil à la Roger Federer spielt, schöpft man das Potenzial dieser Schläger bei weitem nicht aus.
Die Version Head Extreme MP L 2024 ist klasse und wie für mich gemacht. Das Spielen damit hat mir mehr Spaß gemacht als mit dem schwereren MP-Modell. Jetzt denkst du vielleicht, wie kann ein 280 g leichter Rahmen einen erfahrenen Tennisspieler mit über 30 Jahren Erfahrung zufriedenstellen? Ganz einfach. Genauso einfach, wie es ist, diesen Schläger zu schwingen. Wenn man nicht täglich auf hohem Niveau Tennis spielt und wie ich auch anderen körperlich anstrengenden Aktivitäten nachgeht, dann weiß man es zu schätzen, wenn der Schläger so manches verzeiht. Und vielleicht fühlt man sich auch einfach gerade nicht so stark. Wobei der Unterschied zum MP-Modell so groß ja nun auch nicht ist.
Der Schlägerkopf ist mit 645 cm2 gleich groß, der Balancepunkt liegt mit 325 mm etwas weiter am Kopf, das Besaitungsmuster ist 16×19 und die Rahmenbreite ist ebenfalls gleich. Das sehr niedrige Schwunggewicht von 306 kg.cm2 genießt man wirklich jederzeit. Der Schläger schneidet im Vergleich zur MP-Version einfach stürmisch durch die Luft. Diese blitzschnelle Kontrolle über den Schläger spiegelt sich auch darin wider, dass kreative Schläge sehr einfach möglich sind, sowie in der allgemeinen Ausdauer bei längeren Ballwechseln. Mit diesem leichten Modell kann man bis zum Halleluja spielen und der Arm ermüdet nicht.
Ich war überrascht von der geringeren Ballgeschwindigkeit beider Schläger. Die in den Schlag eingebrachte Energie wird also eher in die Rotation des Balls als in seine Geschwindigkeit umgesetzt. Die Neuheiten punkten jedoch vor allem beim Handling. Die Tennisbälle fliegen von beiden Schlägern schön hoch über das Netz, fliegen verhältnismäßig weit und ihr hoher Absprungwinkel stellt den Gegner vor Probleme. Die besonders breiten Spin-Ösen an den Seiten und oben am Schlägerkopf ermöglichen den Saiten einen größeren Bewegungsspielraum im Sweet Spot.
Je mehr sich die Saiten bewegen können, desto mehr Spin wird dem Ball verliehen. Der Nachteil dieses Systems ist, dass die Saiten stärker beansprucht werden und früher reißen. Außerdem ist mit einem schnelleren Verlust der Anfangsspannung der Saiten zu rechnen. Die Schläger müssen also regelmäßig neu besaitet werden, am besten noch bevor die Besaitung reißt.
Ich persönlich bin kein Fan von härteren Rahmen, die stabiler sind und mir mehr einfache Power geben. Die getesteten Schläger Head Extreme 2024 haben eine Rahmenhärte von ca. 65-66 RA, liegen also im imaginären Mittelfeld zwischen harten und weichen Rahmen. Nur zur Erinnerung: Einen harten Rahmen findet man bei einem Schläger mit einer Härte von 69-73 RA. Und weichere Rahmen liegen derzeit bei unter 65 RA.
Die Schläger vermittelten mir ein recht angenehmes Gefühl, wobei ich mir ein etwas ursprünglicheres und unverfälschteres Feedback gewünscht hätte. Die Auxetic-Technologie dämpft einfach einen relativ großen Teil der Vibrationen. Und Vibration = Information. In der Hand sind die Schläger kompakt, stimmig und haben den typischen „hölzernen Klang“ bei optimalen Schlägen. Dieser Klang ist zwar nicht so klar und durchdringend wie bei den älteren Modellen, aber dennoch sehr ansprechend.
Wer Probleme mit einem Tennisarm hat, für den sind diese Schläger nicht gerade die Bequemsten, die es auf dem Markt gibt. Allerdings würde ich sie nicht als problematisch bezeichnen. Ich persönlich bin ein Verfechter von weniger Komfort beim Schlagen des Balls, damit ich feststellen kann, wenn ich einen Fehler mache und wie ich mich verbessern kann. Ein Feedback in Form von „Du, du, du!“ ist für mich besser als ein kriecherisches „naja, naja, naja“.
Einer der größten Vorteile dieser Schläger ist ihre Vielseitigkeit. Denke an den Spielstil von Barbora Krejčíková, die für diese Schläger wirbt. Die Schläger überzeugen vor allem beim sogenannten abwartenden Spielstil. Man kann mit ihnen sehr lange Spins spielen, ohne dass es sich besonders anspruchsvoll anfühlen würde. Gleichzeitig ist es aber auch sehr einfach, mit ihnen blitzschnell auf Angriff umzuschalten. Return, Return und dann auf einmal Bumms, straff auf die Linie und alles ist geklärt.
Diese Kombination aus einfachem Handling, Kontrolle, leichter Power und starkem Spin gab mir während des Spiels ein enormes Gefühl von Sicherheit. Während andere Rahmen dazu neigen, in einigen Bereichen sehr stark und in anderen deutlich schwächer zu sein, sind die neuen Head Extreme 2024 in jeder Hinsicht überdurchschnittlich gut. Sie eignen sich gleichzeitig auch toll für Volleys.
Die beeindruckende Stabilität und leichte Manövrierbarkeit unterstützen reaktionsschnelle Volley-Returns. Gleichzeitig fühlt es sich dank der Auxetic 2.0 Technologie an, als ob die Bälle länger auf der Saite verbleiben, sodass es einfach ist, Volleys nicht nur mit ordentlich Speed zu spielen, sondern sie auch dorthin zu spielen, wo man sie haben möchte.
Aufschlag und Return sind zweifelsohne die wichtigsten Schläge im Tennis. Beim Aufschlag gefiel mir das leichtere Modell MP L am meisten. Damit konnte ich einfach keine Fehler machen. Die Leichtigkeit des Rahmens erlaubte es mir, Aufschläge völlig entspannt und ohne Kraftaufwand zu spielen. Bei einem Trainingsspiel habe ich den ersten Satz ohne einen einzigen Doppelfehler gespielt. Das allein wäre keine Glanzleistung.
Bemerkenswert war aber, dass ich in meinen ersten beiden Aufschlagspielen immer den ersten Aufschlag durchgebracht habe und die Spiele mit 40:0 gewonnen habe. Das sind acht erste Aufschläge in Folge! Und das ist nicht alltäglich. So viel Sicherheit und Leichtigkeit beim Aufschlag habe ich in diesem Jahr noch mit keinem anderen Schläger erlebt.
Die Returns wiederum haben mir mit dem schwereren Modell MP etwas mehr Spaß gemacht. Das ist logisch. Das schwerere Modell eignet sich besser dazu, schnelle Aufschläge zu blocken. Und Hand aufs Herz, es ist immer noch ein stabilerer Rahmen als beim Modell MP L.
Beide Schläger funktionieren hervorragend mit Bottom- und Top-Spin. Slices gelingen fantastisch. Die Schläger haben Stabilität, geringes Gewicht und lassen sich sehr gut und angenehm spielen. Genauso einfach lassen sich mit ihnen kurze Bälle spielen. Sie haben einfach ein universelles Herz, das für jeden Tennisschlag schlägt.
Spin ist definitiv das beste Verkaufsargument dieser Serie. Damit hängt auch die Schlagsicherheit zusammen. Es ist beinahe unmöglich, mit diesen Schlägern den Ball ins Netz zu schlagen. Die Bälle fliegen hoch (aber langsamer) und dank der starken Rotation fallen sie am Ende auch sehr schnell zu Boden. Lange Bälle, die scheinbar ins Aus fliegen, landen so wenige Zentimeter vor der Grundlinie. Mein Trainingspartner Zdeněk wollte den Ball mehrmals „ins Aus fliegen lassen“ und blieb dann erstaunt stehen, als er knapp vor der Linie und vor seinen Füßen landete. Einen Spin zu spielen ist mit den neuen Head Extreme 2024 einfach gigantisch.
Beide Schläger eignen sich für Junioren, Frauen und erfahrenere Männer bis hin zum Wettkampfniveau. Der MP ist stabiler und durchschlagskräftiger. Er macht jedoch einen langsameren und etwas schwerfälligen Eindruck. Das Modell MP L ist sehr gut spielbar und hat einfach ein gutes Handling. Überraschenderweise ist für mich persönlich das leichtere Modell MP L der Sieger in diesem Duell. Wirklich jeder kann mit diesen beiden Schlägern spielen.
Sie zählen nicht zu den schnellsten, präzisesten, sensibelsten und stabilsten Schlägern auf dem Markt. Aber von allen Schlägern von Head sind sie eindeutig die vielseitigsten und zugänglichsten. Abgesehen von der großen Schlagsicherheit war ich von der guten Kontrolle und Präzision dieser Rahmen überrascht. Sie sind zwar deutlich weniger präzise als die Modelle Prestige, Radical oder Speed, aber sie liegen trotzdem gut in der Hand.
Etwas Kritik muss ich in der Kategorie Power der Schläger üben. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Bälle von selbst von den Schlägern abprallten. Die zwei Jahre alten Modelle schienen mir in dieser Hinsicht lebendiger zu sein. Auf jeden Fall unterstützen die Schläger wieder ein modernes spinlastiges Spiel, sowohl bei langen Rückhandschlägen als auch bei unerwarteten Angriffen und Läufen ans Netz.
Die Schläger ähneln der Vorgeneration aus dem Jahr 2022. Die Unterschiede in der Leistung sind minimal. Aber das ist keine schlechte Sache. Für mich persönlich ist das neue leuchtende Design mit den transparenten Ösen das attraktivste an diesen Schlägern. Was das Spielen an sich betrifft, gibt es praktisch nichts zu beanstanden. Vielleicht nur, dass auch diese Extremes einem nicht beibringen, wie man sich auf dem Spielfeld bewegen muss. Gott sei Dank.
Autor: Michal Bayerl