Die neuen Federer RF 01 von Wilson kommen in einem neuen Gewand und überraschen in vielerlei Hinsicht. Sie sind zwar nicht jedermanns Sache, aber wenn man ihnen eine Chance gibt, wird man sich in sie verlieben
Wilson hat in Zusammenarbeit mit der Tennislegende Roger Federer einen weiteren Knaller vorgestellt. Zwei Jahre nach dem Karriereende der Schweizer Tennislegende bringt Wilson die neuen Wilson RF 01 Schläger auf den Markt.
Für viele, mich eingeschlossen, war ihre Veröffentlichung eine ziemliche Überraschung. Sicher erinnern wir uns alle noch an Federers Signatur-Edition Wilson Pro Staff RF97 Autograph. Die neuen Modelle unterscheiden sich in ihren Parametern deutlich von den bisherigen Tennisschlägern. Sie sollen ein breiteres Spektrum von Spielern ansprechen und gleichzeitig gewisse spielerische Fertigkeiten erfordern, um sie perfekt zu beherrschen. Wie ähnlich das neue „Federer-Modell“ dem Vorgängermodell ist, wird dieser Testbericht zu allen drei Modellen erörtern.
Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Als ich die Tennisschläger zum ersten Mal in der Hand hielt und ihr Design und ihre Verarbeitung untersuchte, war ich enttäuscht. Auf den ersten Blick machen die Schläger einen gewöhnlichen und nüchternen bis langweiligen Eindruck. Zudem fühlt sich die Verarbeitung des Rahmens weniger hochwertig und sauber an als bei den älteren RF97-Schlägern. Die Verarbeitung des Rahmens wirkt kommerziell und bieder. Das ist eine unangenehme Feststellung, wenn man bedenkt, dass diese Schläger zu den teuersten auf dem Markt zählen.
Die sehr dünne Lackschicht, die verwendet wurde, sehe ich auch kritisch. Es reicht bereits, mit dem Schläger einfach den Boden zu berühren oder den Sand von seinen Tennisschuhen daran abzuklopfen und schon entstehen Kratzer am Schläger, die sogar bis aufs Grundmaterial gehen. Die matte Lackierung sieht nicht schlecht aus und fühlt sich angenehm an. Der Rahmen raschelt sozusagen nicht so in der Hand, wie es z.B. die Modelle von Head tun. Dennoch hatte ich mehr erwartet. Die silberfarbene Schrift hätte golden sein können und die Designer hätten den Rahmen mit mehr interessanten Details oder Hinweisen auf Federers beeindruckende Karriere versehen können. Das wurde nicht getan, was ich als eine verpasste Gelegenheit betrachte.
Wilson und Roger Federer ließen sich bei der Entwicklung dieser Schläger vom fortgeschrittenen Alter und der aktuellen aggressiven Spielweise „inspirieren“. Würde er noch auf professionellem Niveau spielen, bräuchte er seinen eigenen Worten nach einen Schläger, der mehr Fehler verzeiht und etwas mehr Energie und Spin erzeugt als sein alter RF97. Daher haben alle drei angebotenen Modelle einen Schlägerkopf von 98 Quadratzoll Größe, was 632 Quadratzentimetern entspricht. Gleichzeitig wurde das Rahmendesign in eine eher ovale Form geändert. Dadurch sind die Schläger aerodynamischer und haben eine größere Stabilität.
Die grundlegende Änderung ist die Gewichtsreduzierung des Wettkampfmodells Wilson RF 01 Pro, mit dem Roger jetzt spielen würde, wäre er noch im Profi-Spielbetrieb. Das Gewicht des Schlägers ohne Besaitung wurde von 340 Gramm in der älteren Version RF97 auf immer noch respektable 320 Gramm reduziert. Das mittelschwere Modell Wilson RF 01 für ein breites Spielerspektrum wiegt 300 Gramm, das leichteste Modell Wilson RF 01 Future für ambitionierte Junioren und begeisterte Hobbyspieler bringt nur 280 Gramm auf die Waage. So kann dieses Schlägertrio ein möglichst breites Spektrum von begeisterten Tennisspielern ansprechen, die Tennis buchstäblich leben.
Jede neue Generation von Tennisschlägern kommt auch mit „neuen“ technologischen Innovationen. Ich setze das absichtlich in Anführungszeichen, weil es sich oft um ältere Technologien handelt, die lediglich anders verpackt und benannt sind. Die RF 01 Schläger schmücken sich mit dem wirklich neuen Rahmendesign SABR, das die Geschwindigkeit und den Spin des Balls sowie Richtungswechsel optimiert und damit einer neuen Generation von Spielern zugute kommt. Der Rahmen besteht aus geflochtenem Graphit Braid 45, bei dem die Fasern in einem Winkel von 45 Grad verflochten sind, um eine optimale Steifigkeit zu erreichen. Dieses Material wird auch in einigen älteren Schlägermodellen von Wilson verwendet.
Nicht zuletzt ist das Innere des Rahmens mit Schaumstoff gefüllt, wie wir es von früheren Schlägern der RF-Serie kennen. Jetzt wird das jedoch offiziell als Feel-Fill-Technologie bezeichnet. Das verleiht den Schlägern ein relativ komfortables Spielgefühl bei gleichzeitig höherer Steifigkeit. Der Schutz des Schlägerkopfes, der sog. Bumper Guard, ist ohne Design oder Aussparungen. Dadurch sind Reibung und Luftwiderstand während des Schlagens absolut minimal. Andere Technologien werden in den Schlägern nicht verwendet, und das ist auch gut so. Je weniger ausgefallene und das Spiel vereinfachende Elemente es gibt, desto besser.
Zu den drei Modellen der Wilson RF 01 Serie gehört auch eine 280 g leichte Version namens Future für jüngere Junioren, Mädchen und weniger starke Frauen. Der Schläger ist bei 320 mm ausbalanciert, die Rahmenhärte liegt bei angenehmen 64 RA und das Schwunggewicht mit Besaitung beträgt nur 301 kg.cm2. Der Rahmen aller drei Schläger hat eine variable Breite von 23,2 mm am oberen Schlägerkopf, 23 mm an den Seiten des Schlägerkopfes und 22 mm am Schlägerhals. Alle drei Modelle haben eine Kopfgröße von 632 Quadratzentimetern und ein Saitenmuster von 16x19. Allerdings sind die Saiten in dem Muster zur Mitte hin enger angeordnet, sodass die Schläger das Gefühl vermitteln, eher mit einem 18x20 Saitenmuster zu spielen.
Das mittelschwere Modell RF 01 wiegt 300 Gramm und hat den Balancepunkt bei 315 mm näher an der Hand, wodurch es ein außerordentlich einfaches Handling ermöglicht. Nur zur Erinnerung: Normalerweise haben Tennisschläger dieser Gewichtsklasse den Balancepunkt bei 320 oder 325 mm, also näher am Schlägerkopf. Die Härte des Rahmens beträgt auch hier 64 RA. Das Schwunggewicht liegt jedoch bei soliden 319 kg.cm2. Dieser Wert passt zu mir persönlich wie angegossen.
Das schwerste Modell, der RF 01 Pro, wiegt 320 Gramm und sein Balancepunkt liegt ebenfalls bei 315 mm. Das Schwunggewicht beträgt beeindruckende 331 kg.cm2, womit sich der Schläger für sehr fortgeschrittene und erfahrene Spieler bis hin zum Turnierniveau eignet. Die Rahmenhärte wurde bei diesem Modell auf 67 RA erhöht, was ihm im Vergleich zu den leichteren Modellen eine deutlich größere Stabilität und eine beeindruckendere Kraftübertragung verleiht. Darüber hinaus ist es der einzige Schläger der Serie mit einem lederummantelten Griff. Die beiden leichteren Modelle haben nur einen klassischen Griff aus Kunstleder.
Alle drei Schläger, die ich zum Testen erhalten habe, waren mit den hochwertigen Polyestersaiten Luxilon ALU Power 1,25 mm bespannt. Diese Saiten gehören zu den beliebtesten Tennissaiten auf dem Weltmarkt. Sie haben jedoch einen Nachteil – bei höherer Saitenspannung wirken sie eher stumpf und ohne Energie. In Kombination mit dem zur Mitte des Schlägerkopfes dichteren Saitenmuster hatte ich bei meinen Tests anfangs das Gefühl, mit einem Schneidebrett zu spielen. Stumpfes, schwammiges Feedback, wenig Energie und geringes Spinpotenzial. Als dann im Laufe des Tests die Besaitung weicher wurde, verbesserte sich die Spielbarkeit nach und nach.
Aus dem oben beschriebenen Grund empfehle ich, diese Schläger von Anfang an mit einer niedrigeren Saitenspannung zu bespannen. Als ich die Besaitung gemessen habe, lag die Spannung bei etwa 25/24 Kilogramm. Und das ist für diese Art von Schläger zu viel. Sobald die Spannung jedoch unter 24 kg fiel, gewann ich plötzlich deutlich mehr leichte Energie und auch Gefühl für den Ball. Auch das Spinpotenzial verbesserte sich, ist bei diesen Schlägern allerdings nicht der Hauptgrund, sie zu nutzen. Die Schläger haben eine empfohlene Saitenspannung im Bereich von 23-27 kg, aber ich persönlich würde die 25 kg-Grenze mit diesen Schlägern nicht überschreiten. Wenn ja, dann nur mit einer weicheren und elastischeren Art von Saiten aus Polyester, hybriden Saiten, Multifilament oder Naturdarm.
Eines ist völlig klar. Die neuen Wilson RF 01 Tennisschläger sind nicht für jedermann. Auf den ersten Blick wirken sie nett und angenehm, aber schon die ersten Schläge zeigen, dass es nicht einfach ist, mit ihnen klarzukommen. In den letzten Jahren haben sich moderne Schläger zu einer Parade „selbstspielender“ Rahmen für die breite Öffentlichkeit entwickelt. Die Hersteller versuchen, potenzielle Kunden um jeden Preis mit sehr einfacher Spielbarkeit schon ab dem ersten Schlag zu überzeugen. Aber das ist bei diesen „Federern“ nicht der Fall. Vergessen Sie den bekannten „Honeymoon“-Effekt. Die Schläger haben im Vergleich zu ähnlichen Modellen ein relativ stumpfes Feedback.
Das liegt vor allem an der engen Bespannung in der Mitte des Schlägers. Der sprichwörtliche Sweetspot ist bei diesen Rahmen sehr klein und jeder Schlag, mit dem man außerhalb des Sweetspots trifft, „schmerzt“. Ist man beim Schlagen des Balls unpräzise, stellt sich das dumpfe Gefühl ein, dass man keine Energie hat. Davon sollte man sich jedoch nicht entmutigen lassen. Diese Art von Schlägern hat eine magische Eigenschaft – sie können einen mit dem Gefühl eines peRFekt ausgeführten Schlags belohnen. Sobald man sich an das Gefühl gewöhnt hat, macht es süchtig. Man strebt ständig nach Vollkommenheit, die irgendwo da draußen ist und nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
Ich habe mich Schritt für Schritt in die beiden leichteren Varianten verliebt. Ich nutzte das 280 g leichte Modell für das Training mit meinen schwächeren Partnern und Junioren. Der Schläger fühlt sich federleicht an, ist sehr gut zu handhaben, hat eine hervorragende Stabilität bei Slice-Schlägen und ist sehr präzise. Ich kann damit einfach irgendwelche Tennisbälle nehmen und bin trotzdem jederzeit felsenfest in der Lage, ein anspruchsvolles Spiel zu spielen. Der Schläger ermüdet meinen Arm auch kaum, sodass ich stundenlang damit spielen kann.
Mir gefiel das mittelschwere 300-g-Modell für Wettkämpfe und mein eigenes Training. Ich habe es sogar beim abschließenden Mini-Turnier im kleinen Tennis Talent Club in České Budějovice benutzt. Ich habe mit dem Schläger insgesamt sechs Sätze gegen sechs verschiedene Gegner absolviert. Im letzten Satz konnte ich den Spielstand von 2:4 auf 6:4 drehen. Der Schläger hat mich absolut fantastisch unterstützt und ich hatte nie das Gefühl, dass etwas am Schläger fehlt oder zuviel ist. Die Leistung aller drei Schläger steigt, je mehr Leistung man ins Spiel bringt, was man in kritischen Spielsituationen zu schätzen weiß.
Es ist wirklich nur eine Frage der Gewohnheit. Wenn man sich daran gewöhnt hat, dass diese Schläger ohne Makel sind, dann weiß man einfach, dass man alles selbst in der Hand hat. Dieses Gefühl von Selbstvertrauen und gleichzeitig Eigenverantwortung hilft dabei, Konzentration und hohen Einsatz bei jedem Schlag aufrechtzuerhalten. Mit diesen Schlägern zahlt es sich nicht aus, etwas zu überstürzen oder schlampig zu spielen. Sobald man beginnt, Bälle zu spät zu spielen und nicht mehr richtig schwingt, funktioniert der Schläger nicht mehr so, wie er sollte. Diese Zusammenarbeit zwischen Spieler und Material war schon bei den früheren Schlägern von Roger Federer üblich und das ist zu meiner Überraschung auch bei diesen neuen Modellen so.
Dem schwersten Modell möchte ich ein ganzes Kapitel widmen. Es ist die Version, die Roger Federer verwenden würde, würde er noch aktiv spielen. Für meine persönlichen Bedürfnisse, sei es Training oder Wettkampf, ist dieses Modell zu anspruchsvoll. Ein Schläger mit einem Schwunggewicht von rund 330 kg.cm2 erfordert einfach eine peRFekte Technik und körperliche Bereitschaft. Spieler, die zweimal pro Woche Doppel spielen, werden an diesem Schläger die große Stabilität bei Volleys, Returns und Slice-Schlägen schätzen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sie das volle Potenzial dieses Schlägers nutzen werden. Beim Doppel geht es meist um ein paar schnelle Schläge, und die Ballwechsel sind nicht allzu lang.
Für Einzelspieler jedoch, die lange, wechselhafte Ballwechsel im Stile eines Katz-und-Maus-Spiels mögen, ist dieses Modell genau das Richtige. Sie müssen jedoch auf eine hohe Intensität und rechtzeitiges Ausholen, eine hohe Schwunggeschwindigkeit, eine korrekte Schlagtechnik und Schlagpräzision achten. Der Schläger verzeiht keine unsauberen Schläge und redet einem jedes Mal ins Gewissen, wenn man in seinen Bemühungen nachlässt. Das gilt für alle Schläger dieser Serie, aber beim Pro-Modell ist das noch etwas härter und unverblümter. Sobald man sich jedoch daran gewöhnt hat, wird man in jeder Hinsicht immer besser. Und dieses perfekte Zusammenspiel von Mensch und Material ist genau das Gefühl, das Roger Federer in seiner beeindruckenden Karriere so sehr gesucht hat.
Ich wusste schon von Beginn an, dass diese Schläger etwas haben, das anderen fehlt. Es dauert einfach etwas länger, sich an das kompromisslose Feedback zu gewöhnen. Die Schläger verzeihen, besänftigen und verhätscheln ihren Träger nicht. Sie sind immer bereit, genau das zu sagen, was sie denken. Spielst du schlecht? Dann spielst du eben schlecht und es hat keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden und es auf die Bälle oder das Wetter zu schieben. Der Lohn für die Anstrengungen ist genau so, wie man es im entsprechenden Moment verdient. Ich finde, diese Art der maximal aufrichtigen Zusammenarbeit zwischen Schläger und Spieler macht irgendwie süchtig.
Konkurrierende Schläger anderer Marken haben die Tendenz, beinahe alles zu verzeihen. Sie verzeihen unsaubere Treffer, schlechte Technik, späte Treffer, langsame Beine und weiß Gott was noch alles. Die Wilson RF 01 hingegen tun nichts dergleichen. Deshalb haben viele ein Problem mit diesen Schlägern, und das Internet ist ein Tummelplatz für den Verkauf dieser Rahmen aus zweiter Hand. Die Leute behalten sie nicht, weil sie von Anfang an vom Anspruch abgeschreckt werden, den die Schläger an einen Spieler stellen. Man muss ihnen und sich selbst Zeit geben. Zeit, um das Prinzip ihrer Funktionsweise zu verstehen. Dann helfen sie einem, sich zu verbessern und an sich zu arbeiten. Und wenn man konsequent und geduldig ist, wird man sich nach und nach in sie verlieben.
Wenn ich die besten Schlagarten benennen sollte, die man mit den neuen Wilson RF 01 spielen kann, dann wären das zweifellos Volleys, Schmetterbälle, Aufschläge und alle Slices. Diese Schläge haben eines gemeinsam: Sie müssen mit dem richtigen Timing vor dem Körper gespielt werden. Man muss sich nur vorstellen, wie Maestro Roger Federer die Bälle mit dem richtigen Timing vor seinem Körper spielt, mit ausgestrecktem Arm, so als ob er sie kaum erreichen könne. Wenn es einem gelingt, diese genau getimten Schläge zumindest annähernd nachzuahmen, dann belohnen einen die Schläger mit einem beeindruckend sauberen und unverfälschten Feedback. Zudem erlangt man so neben einer guten Portion Energie auch steinharte Kontrolle über die Länge und Platzierung des Balles.
Im Gegensatz zu den meisten heutigen Rahmen leiden diese Schläger nicht unter dem Trampolineffekt, bei dem der Ball manchmal ohne Grund irgendwohin fliegt. Jeder kennt sie, diese meterhohen Fehlschläge in Richtung Himmel. Von diesen Schlägern fliegen die Bälle nicht so verrückt weg. Die Schläger werden auch Einhändern besser liegen. Sie mögen einen direkteren Spielstil ohne viel Spin. Kurz gesagt, sie eignen sich für kräftige, ja sogar gehämmerte Schläge. Aus diesem Grund rate ich ihrem künftigen Besitzer dringend, fast ausschließlich älteres östliches oder halbwestliches Griffband zu verwenden. Westliches Griffband passt einfach nicht zu diesen Schlägern. Auch hier gilt wieder: Wenn man sich vorstellt, den Schläger wie Roger Federer zu halten, dann wird es klar, warum.
Das sind definitiv schlecht getimte Schläge. Diese Schläger eignen sich nicht für Spieler, die ihr Spiel darauf ausrichten, den Ball von weit hinter der Grundlinie einfach nur zurückzuspielen. Wenn du ein Returner mit einem langsamen Schwung bist, wirst du mit ihnen keinen Blumentopf gewinnen. Sie spielen einfach nicht ganz von allein. Der kleine Sweetspot ist stumpf, hart und nicht sehr elastisch. Aus diesem Grund müssen die Bälle rechtzeitig getroffen werden, im aufsteigenden Teil ihrer Flugamplitude oder am Umkehrpunkt. Sobald der Ball sich wieder senkt, sinkt auch die Effektivität dieser Schläger. Dies ist auch auf das geringe Spinpotenzial zurückzuführen, das wiederum mit dem in der Mitte des Schlägerkopfes dichteren Saitenmuster zusammenhängt.
Der Test des neuen Wilson RF 01 hat mir wieder einmal gezeigt, dass es nicht gut ist, Schläger (und auch Menschen) nach dem ersten Eindruck oder nach der Verpackung zu beurteilen. Alles braucht seine Zeit. Und wenn man genug Zeit und Training in die neuen RF investiert, werden sie einem ans Herz wachsen. Es ist wie in einer Beziehung. Man muss sie aufbauen, ständig verbessern und darf sie nicht als selbstverständlich ansehen. Es gibt gute Tage und schlechte Tage. Aber man darf niemals aufhören, den Dingen auf den Grund zu gehen und an sich zu arbeiten. Erst dann kann man die Eigenschaften dieser einzigartigen Rahmen wirklich schätzen.
Bei der aktuellen Schwemme von Schlägern sind die neuen Federer eine kleine Offenbarung. Sie werben mit einem einfacheren und angenehmeren Spielerlebnis im Vergleich zu den älteren RF97-Modellen. Das gelingt ihnen teilweise, aber gleichzeitig stellen sie kompromisslos hohe Anforderungen an die Qualität des Spielers. Es ist klar, dass sie nicht für jeden geeignet sind. Sie sind nur für diejenigen, die es verdienen. Durch ihren Fleiß, ihre Bemühungen, ihre Geduld und ihre Entschlossenheit, niemals aufzugeben. Bis zum Ende zu kämpfen. Bis zu einem Ende, das niemals wirklich das Ende ist. Lang lebe Roger Federer und sein Vermächtnis der Perfektion. Wilson hat wieder einmal bewiesen, dass sie einzigartige Schläger herstellen können, die mit den neuesten Tennistrends Schritt halten. Zwar ist klar, dass nicht jeder ein Schweizer Maestro sein kann. Aber jetzt gibt es die einmalige Chance, dem zumindest ein wenig näher zu kommen.
Rezension erstellt von Michal Bayerl.