Sei auf Schläge voller Präzision, Geschwindigkeit und kompromisslose Stabilität gefasst. Die Pure Strike sind nicht für jedermann, aber wenn sie zu dir passen, dann erwarten dich unvergessliche Tenniserlebnisse.
Nach beinahe viereinhalb Jahren des Wartens ist nun endlich die 4. Generation des Sop-Tennisschlägers von Babolat aus der Serie Pure Strike herausgekommen, der auf Kontrolle und Rasanz ausgelegt ist. Erneut wird die außergewöhnliche Präzision dieses Schlägers mit dem perfekten Handling und der enormen Beschleunigung des Schlägerkopfes kombiniert. In dieser Doppelrezension geht es um die populären Modelle für Fortgeschrittene und Turnierspieler, konkret um die Versionen Babolat Pure Strike 100 2024 und das Turniermodell Babolat Pure Strike 98 16×19 2024. Hat sich das lange Warten wirklich gelohnt?
Als ich die Schläger zur Hand nahm, ging sofort eine Welle der Aufregung durch meinen Körper, ähnlich wie im September 2019, als ich die dritte Generation dieser Schläger testete. Der wunderschöne perlweiße Rahmen mit orangefarbenen Streifen und dem mehrfach im „DaVinci-Code“ am Schlägerhals aufgedruckten Wort Strike. Das Design ähnelt der Vorgängergeneration, aber die Schläger fühlen sich sauberer und moderner an.
Die Rahmen sind wunderschön. Jedes Detail des Schlägers ist präzise ausgeführt. Das neue Motto der Schläger lautet „Create & Control“, übersetzt in etwa „Erschaffe und kontrolliere“. Mit diesem selbstbewussten Geist betrete ich voller Vorfreude auf den ersten Ballwechsel den Tennisplatz. Da ich die Schläger mit einem kleineren Griff in Größe 2 erhalten habe, klebe ich noch Obergriffband drauf und lege los. Bumm, päng, tätä … Ich rufe: Heureka! Die guten alten Pure Strike.
Die neuen Babolat Pure Strike 2024 Tennisschläger zielen mit den verwendeten Technologien auf verbessertes Gefühl, natürlichere Verbindung von Arm und Rahmen und verbesserte Präzision ab. Die Schläger verfügen über die Control Frame Technology, die in sich eine dynamische elliptische Form mit einer eckigen Form vereint. Das ist ein Konzept, das sich in den vergangenen Jahren bewährt hat und den Schlägern Stabilität und Rasanz verleiht. Die Technologie NF2-Tech, die wir bereits von den Pure Aero Schlägern kennen, verbessert den Komfort und Klang der Schläger.
Die Dämpfungstechnologie SWX Pure Feel ist nur in den leichteren Schlägermodellen ab der 300-g-Version des Babolat Pure Strike 100 und niedriger zu finden. Das ist logisch. Hochleistungs- und Turnierschläger bieten ein stärkeres Feedback und eine weitere Schicht Dämpfungsmaterial würde die kristallklare Reinheit des Feedbacks stören.
Spieler, die auf Turnierniveau spielen, wollen den Ball über das gesamte Schwingungsspektrum hinweg spüren. Allen Modellen gemeinsam ist das schmalere Saitenbild FSI Control, das das bisherige breitere Saitenbild FSI Power ersetzt hat. Und diese Änderung ist meiner Meinung nach wirklich grundlegend und sehr gelungen.
Dieses beliebte 300 g schwere Modell mit seinem 645 cm2 großen Schlägerkopf habe ich mir mit der brandneuen Saite Babolat XAlt 1,30 mm auf 25/24 kg besaiten lassen. Diese Premium-Saite eignet sich gut für härtere Rahmen und ist für Junioren, Senioren und Spieler geeignet, die unter einem Tennisarm leiden.
Gleichzeitig ist sie durch Zugabe von Glasfaser robuster und die Silikonumhüllung sorgt für eine besser Gleitfähigkeit der Saiten, sodass sie nach einem Schlag in ihre ursprüngliche Position zurückkehren können. Diese Besaitung funktioniert sehr gut und reduziert die hohe Rahmenhärte von 68 RA ein wenig.
Der Babolat Pure Strike 100 2024 Tennisschläger hat ein spinorientiertes Besaitungsbild von 16×19, aber wegen des großen Abstands der langen Außensaiten vom Rahmen ist die Besaitung deutlich dichter in der Mitte des Schlägerkopfes. Dieser kleine Trick sorgt für eine beeindruckende Präzision des Schlägers, die im Segment der 300 g schweren Rahmen mit 645 cm2 großem Kopf wirklich beispiellos ist.
Das Schwunggewicht des Rahmens habe ich mit erstaunlich niedrigen 312 kg/cm2 gemessen. Das macht diesen Schläger in Verbindung mit dem schmalen 21-23-21 mm Rahmenprofil (beide Modelle) zu einem extrem gut beherrschbaren chirurgischen Instrument. Der Schläger zieht dank seiner gelungenen Aerodynamik herrlich durch die Luft und verfügt über gute Trägheit, Durchschlagskraft und Stabilität.
Dieser Turnierrahmen ist, als ob man eine neue Dimension betritt, und ich muss sagen, dass ich das Spielen damit zu 100 % genossen habe. Ich habe für diesen Schläger absichtlich eine völlig andere Besaitung gewählt – die von mir aktuell genutzte Dunlop Explosive Spin 1,25 mm, wobei ich sie um 1 kg weicher auf 24/23 kg aufziehen ließ. Diese Saite ist eine der härtesten Polyestersaiten auf dem Markt.
Sie ist nicht rund, sondern hat einen sechseckigen Querschnitt. Sie gibt einen ausgezeichneten Spin, ist sehr ausdauernd und hält die Spannung auch langfristig auf einem Niveau. Ich hatte anfangs Sorgen, dass diese Besaitung in Verbindung mit der größeren Härte des Rahmens von 68 RA meinen Ellbogen reizen würde, aber das ist überhaupt nicht passiert, was ein großes Plus ist.
Erfahrene Spieler und Turnierspieler möchten sicher wissen, welches Schwunggewicht ich bei dieser Version gemessen habe. Auch hier handelt es sich um einen außergewöhnlichen Wert, der selbst anspruchsvollste Tennisspieler zufriedenstellen sollte. Mit einem Wert von 335 kg/cm2 ist nicht zu spaßen. Das ist gut und gerne das höchste Schwunggewicht, das man bei einem 305 g schweren Schläger finden kann.
Die fantastische Stabilität des Rahmens lässt einen deshalb auch in den angespanntesten Situationen nicht im Stich. Und so liegen die weiteren Vorteile dieses anspruchsvollen Schlägers auf der Hand. Schauen wir uns nun an, wie sich die neuen Modelle Babolat Pure Strike 100 2024 und Babolat Pure Strike 98 16×19 2024 in der Praxis schlagen.
Ein gemeinsames Merkmal beider Modelle und eigentlich aller Schläger der Serie Pure Strike ist die Geschwindigkeit des Schlägerkopfes. Die Aerodynamik dieser Schläger ist bemerkenswert. Die Beschleunigung, die man mit diesen Schlägern erreichen kann, ist nahezu konkurrenzlos. Der Schlägerkopf ist nämlich wegen des langen Halses sehr weit vom Griff entfernt.
Und je weiter der Kopf vom Griff entfernt ist, umso größer sind Trägheit und Durchschlagskraft. Sobald man den Schläger in Bewegung setzt, fliegt er fast wie von selbst. Manchmal kam es mir tatsächlich so vor, als hätte der Schläger einen versteckten Antrieb.
Die Gesichter der Serie Babolat Pure Strike sind immer noch Dominic Thiem und Cameron Norrie. Thiem spielt einhändig wie kaum ein zweiter. Norrie spielt zwar beidhändig, aber seine Technik ist sehr direkt und er schlägt den Ball eher gerade als im Bogen. Beide pflegen einen aggressiven Tennisstil und machen keine großen Spielchen.
Ein direkter und aggressiver Tennisstil liegt den Schlägern am meisten. Das bedeutet, dass Schläge in horizontaler Richtung mit den Schlägern gut gelingen, weil sie dort auch den größten Sweetspot haben. Das widerspricht zwar etwas dem modernen vertikalen Ansatz beim Spielen, aber dafür gibt es ja die spinfreudigen Schläger Babolat Pure Aero 2023.
Einer der Schläge, mit denen ich immer die Stabilität von Tennisschlägern überprüfe, sind unterschnittene Schläge, auch Slice oder Chop genannt. Die sind nicht zu unterschätzen, vor allem, wenn sie ordentlichen Schnitt und Länge haben. Das Modell Babolat Pure Strike 100 2024 ist verglichen mit seinem schwereren Bruder zwar etwas zierlicher, aber immer noch überdurchschnittlich stabil. Und das gilt sowohl für den klassischen Rückhand-Slice als auch für den unterschnittenen Vorhandball, den ich persönlich zum Beispiel bei Turnieren sehr oft und gern spiele.
Der Slice wird in der Regel als Schlag zum Verlangsamen des Spiels, als Sicherheitsschlag in der Abwehr oder zum Wechseln des Spielrhythmus eingesetzt. Mit den neuen Pure Strike kann man den Slice auch als Waffe nutzen. Eigentlich hatte ich schon das Wort Massenvernichtungswaffe im Kopf, aber so weit haben es die Designer von Babolat doch noch nicht gebracht.
Wenn man mit diesen Schlägern einen exzellenten Slice spielen kann, dann muss das auch für alle anderen Schläge mit Über- oder Unterschnitt gelten. So ist es kein Wunder, dass die Pure Strike Modelle bei Doppel-Spezialisten so beliebt sind. Der Stil Aufschlag-Volley funktioniert ausgezeichnet. Stabilität und Feedback sind sauber, schnell, kompromisslos.
Mit den Schlägern kann man sich gut bewegen, sie reagieren gut auf scharf gespielte Bälle und man kann keine Schwäche spüren. Gleichzeitig muss aber auch gesagt werden, dass man fest im Sattel sitzen muss. Diese Schläger spielen nicht von alleine. Ganz im Gegenteil. In ihrem Anspruch übertreffen sie die Tennisschläger der Konkurrenz. Sie erfordern Unterstützung im Arm, Unterstützung durch einen ausgezeichneten Schwung und ein sehr gutes Timing.
Das auf die Technologie FSI Control fußende engere Saitenbild bei allen Versionen hat einen kleinen Nachteil: Ein geringeres Spinpotential. Den Ball muss man also durch geschicktes Schlagen aus dem Handgelenk selbst in Rotation versetzen. Ich persönlich sehe das nicht als Nachteil, aber für weniger erfahrene Spieler könnte es eine ziemliche Hürde sein.
Vorteilhaft sind die bessere Kontrolle und Präzision, die Hauptcharakteristika der Schläger. Man kann mit den Schlägern sehr gut lange direkte Bälle und schnelle Returns auf die Linie spielen. Wegen des geringeren Spins gibt es jedoch einen Bereich, in dem die Schläger eher merkwürdig abschneiden.
Während die Schläger bei beschleunigten Vorhandschlägen, Slices, Volleys und Aufschlägen sehr überzeugend waren, wusste ich bei beidhändig gespielten Backhands manchmal nicht, was los war. Ich war von der Länge des Schlags so überrascht, dass ich mehrmals ungläubig den Rahmen anstarrte. Die Bälle gingen ziemlich deutlich ins Aus, und zwar wiederholt. Gleichzeitig habe ich am Schläger gespürt, dass der Ball nur sehr kurzen Kontakt zu den Saiten hatte und schnell abprallte.
Nach und nach fand ich heraus, dass die Saiten aufgrund des geringeren Spinpotenzials dazu neigen, den Ball schnell abprallen zu lassen, wenn man nicht versucht, Topspin in den Schlag zu bringen. Ich musste also auf diese Situation reagieren, indem ich meine Technik etwas anpasste. Ich bezog die zweite Hand, die den Schläger am Hals hält, mehr ins Spiel ein und drehte den Schlägerkopf nach Aufprall des Balles blitzschnell nach unten. Ähnlich wie beim Wenden von Mist mit einer Heugabel.
Kommen wir zum Wesentlichen der Schläger der Serie Babolat Pure Strike. Sie verzeihen wirklich gar nichts. Ich habe die Schläger noch zwei weiteren Spielern ausgeliehen. Beide sagten mir nachher das Gleiche: „Sie sind fantastisch, wenn man trifft, aber sonst verzeihen sie eigentlich nichts.“ Übrigens habe ich das Gleiche vor vier Jahren über die Schläger der dritten Generation gesagt und daran hat sich auch mit den neuen Versionen nichts geändert. Das soll keine Kritik sein, im Gegenteil, das ist ein Lob! Babolat hält die Messlatte für den Schwierigkeitsgrad und die Leistung dieser Schläger sehr hoch.
Zwar könnte das den Absatz im größeren Maßstab für ein breiteres Publikum auf mittlerem Niveau gefährden, aber für den Markt gibt es ohnehin die Modelle Babolat Pure Aero und Babolat Pure Drive. Es muss auch berücksichtigt werden, dass zur Modellreihe Babolat Pure Strike 2024 auch die leichteren Versionen Babolat Pure Strike Team 2024 und Babolat Pure Strike Lite 2024 gehören, die sich für technisch schwächere Spieler, Damen und Junioren eignen.
Ich weiß nicht, ob das ein Placebo-Effekt ist oder nicht, aber die Schläger schienen mir etwas komfortabler zu sein als die vorherige dritte Generation. Das ist sicherlich sowohl für jüngere Spieler als auch für alte Kämpfer, die schon die eine oder andere Schramme am Arm haben, eine gute Nachricht. Auf jeden Fall kann man diese Schläger nicht als absolut komfortabel bezeichnen. Aber erneut muss ich hinzufügen, dass das eigentlich gut so ist.
Vor allem die anspruchsvolleren Modelle Babolat Pure Strike 98 16×19, Babolat Pure Strike 98 18×20, die neue Version Babolat Pure Strike 97 (früher Pure Strike VS) sowie das brandneue Modell Babolat Pure Strike 100 16×20 haben ein herrlich sauberes Feedback, das das Gefühl und die Verbindung von Arm und Schläger unterstützt. Sie wurden nämlich nicht mit der Technologie SWX Pure Feel ausgestattet, die ja nur einige der Vibrationen des Schlägers dämpft, um für ein besseres Komfortgefühl zu sorgen. Manchmal ist weniger mehr.
Die vierte Generation der chirurgisch präzisen Tennisschläger Babolatu Pure Strike 2024 ist gelungen. Wer nach 4,5 Jahren eine komplette Überarbeitung des ursprünglichen Konzepts erwartet hat, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Babolat hat vielmehr nur an kleinen Details gearbeitet und ist ansonsten seinem ursprünglichen Konzept treu geblieben.
Optisch sind die Schläger wunderschön und sehen in der Realität noch besser aus als auf den Fotos. Wieder einmal bieten sie ein erstklassiges Spielerlebnis, bei dem Leistung ohne große Kompromisse im Vordergrund steht. Es sind Schläger, die entweder vom ersten Schlag an zu einem passen oder einem ordentlich den Hintern versohlen.
Die Version Babolat Pure Strike 100 2024 wird fortgeschrittene und erfahrene Damen, ambitionierte Junioren oder fortgeschrittene Herren und Vereinsspieler mit ihrer soliden Rasanz, der sehr guten Präzision, der überdurchschnittlichen Stabilität, beeindruckender Geschwindigkeit und leicht verbessertem Komfort begeistern. Es ist ein Tennisschläger fürs Angriffsspiel und eignet sich weniger für defensives Spiel. Mann muss ihn konzentriert mit eigener Energie füttern, von allein prallt der Ball mit Sicherheit nicht ab.
Die Turnierversion Babolat Pure Strike 98 16×19 ist in allem noch dominanter. Das bedeutet, dass sie ungefähr doppelt so anspruchsvoll ist wie die Hunderter-Version, einen im Gegenzug jedoch mit klarem Feedback, kompromissloser Präzision, Rasanz, bemerkenswerter Stabilität und hervorragender Wendigkeit belohnt. Angesichts seines hohen Schwunggewichts ist dieser Schläger unglaublich lebendig.
Für anspruchsvolle Vereinsspieler und Turniermatadore ist dies ein Schläger, der selbst die anspruchsvollsten Parameter erfüllt. Der Komfort mag immer noch einer der größten Kritikpunkte sein, aber das passt genau zu diesen Schlägern. Mit einer guten Technik und einem gesunden Arm kann man mit diesen Schlägern wirklich gute Angriffsschläge machen.
Babolat beweist mit seiner konservativen Herangehensweise an Innovationen, dass etwas, das funktioniert, nicht verändert werden muss. Man hat etwas am Spielgefühl und an einem glatteren Feedback geschraubt. Besitzer der Vorgängergeneration können getrost auf die neue Version umsteigen, denn das Gute (die Leistung) wurde nicht verschlechtert, und das Schlechte (der Komfort) wurde leicht verbessert. Und mehr braucht man wirklich nicht zum Glück.
Autor: Michal Bayerl