Welche europäischen Teams spielen bereits auf Eis in NHL-Größe? Und sind die Europäer, die an breite Eisflächen gewöhnt sind, weniger hart als die Amerikaner? Lies weiter.
Eishockeybahnen haben zwei Dimensionen: die nordamerikanische und die internationale. Während in der NHL auf Eisbahnen mit nordamerikanischen Maßen gespielt wird, spielen Eishockeyspieler in Europa meist auf Eisbahnen mit internationalen Maßen. Es ist die Europäische Eisbahn, die der Standard für die Weltmeisterschaften oder die Olympischen Spiele ist.
Interessanterweise wurden die Olympischen Winterspiele bereits sechs Mal in Nordamerika ausgetragen (Vancouver 2010, Salt Lake City 2002, Calgary 1988, Lake Placid 1980 und 1932, Squaw Valley 1960). Aber erst bei den Olympischen Spielen in Vancouver hat der Internationale Eishockeyverband (IIHF) zugestimmt, die Tradition zu ändern und das Turnier auf einer engeren Eisbahn in Übersee abzuhalten.
In Nordamerika misst die Standard-Eisbahn der NHL 200 Fuß in der Länge und 85 Fuß in der Breite, das sind 61 mal 26 Meter im metrischen System. Dieses Maß basiert auf den Abmessungen der Eisfläche der Victoria Skating Rink in Montreal, wo 1875 das erste Spiel unter Dach stattfand.
Europäische Eisbahnen, die den IIHF-Spezifikationen entsprechen, sind dagegen etwas weniger als 200 Fuß lang und etwa 97-100 Fuß breit (60 mal 30 Meter). Die Abmessungen können jedoch von Eisbahn zu Eisbahn variieren, da es sich hierbei nur um eine Empfehlung und nicht um eine Verpflichtung handelt. Deshalb können die Spieler mehr als in der NHL ihre Kenntnis der heimischen Eisbahn ausnutzen, um einen Gegner zu überraschen, der die Größe der Eisbahn nicht gewohnt ist.
Einige europäische Vereine versuchen, sich den NHL-Dimensionen anzunähern und passen die Größe der Spielfläche in ihrer eigenen Eisbahn an. Am Beispiel der tschechischen Eishockey-Extraliga kann man sehen, dass klassischer Flughafen nach wie vor in 3 von 14 Stadien ist. Auf der anderen Seite werden NHL-Dimensionen von 4 Eisbahnen erfüllt. Der Rest der Eisbahnen gehört zum Hybridmodell.
Club | Stadion | Ausmaße |
---|---|---|
Mountfield Hradec Králové | ČPP aréna | 60 × 30 m |
BK Mladá Boleslav | Zimní stadion Mladá Boleslav | 60 × 30 m |
HC Olomouc | Zimní stadion Olomouc | 59,5 × 29,5 m |
HC Dynamo Pardubice | Enteria Arena Pardubice | 59 × 28,75 m |
HC Škoda Plzeň | Home Monitoring Aréna | 60 × 28 m |
HC Kometa Brno | Winning Group Arena | 60 × 28 m |
HC Energie Karlovy Vary | KV Arena | 60 × 28 m |
ČEZ Motor České Budějovice | Budvar aréna | 58 × 28 m |
HC Oceláři Třinec | Werk Arena | 58 × 28 m |
HC Vítkovice Ridera | Ostravar Aréna | 58 × 28 m |
Bílí Tygři Liberec | Home Credit Arena | 60 × 26 m |
HC Verva Litvínov | Zimní stadion Ivana Hlinky | 60 × 26 m |
HC Sparta Praha | O2 Arena | 60 × 26 m |
Rytíři Kladno | ČEZ stadion | 59,5 × 26 m |
Unterschiede in der Größe der Eisbahn beeinflussen die Spielweise auf den einzelnen Bahnen erheblich. Jede Eisbahn ist in exakte Drittel unterteilt, so dass es einen großen Unterschied gibt, wie groß, oder besser gesagt, wie breit, die einzelnen Zonen sind. Das macht nicht nur einen Unterschied in der Intensität des Spiels, sondern auch im Spielraum für taktische Manöver der Trainer.
Eisbahnen in Übersee sind ungefähr genauso lang wie europäische Eisbahnen, aber schmaler und in einigen Fällen auf Flughafengröße deutlich schmaler. Es überrascht daher nicht, dass die gleiche Anzahl von Spielern auf kleinerem Raum zu einem konfrontativeren und actionreicheren Spielstil führt. Die Spieler bekommen viel mehr Kontakt und das Spiel ist schneller, daher liegt der Schwerpunkt auf der Schnelligkeit und Stärke der Spieler.
>Auf der anderen Seite bieten größere europäische Eisbahnen mehr Platz für die Spieler. Das Spiel hat daher kein so hohes Tempo und die körperlichen Anforderungen an die Spieler sind nicht so hoch. Aber das eröffnet die Möglichkeit, die technische und taktische Seite des Spiels zu entwickeln. Die Spieler stehen nicht so sehr unter Druck und haben daher mehr Zeit, mit dem Puck zu arbeiten. Die Trainer wiederum haben mehr Raum, um über taktische Formationen nachzudenken, was dem Spiel eine Ordnung gibt und das Element der Zufälligkeit reduziert.
Scott Grossman und Terence Hines veröffentlichten eine Statistik aus der Saison 1995-96, in der sie feststellten, dass nordamerikanische Spieler insgesamt 38.622 Strafminuten anhäuften, während die europäischen Spieler in der NHL nur 6.037 Strafminuten anhäuften. Sie schlossen daraus, dass europäisches Eishockey weniger aggressiv ist. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass ihre Statistiken nur von Gesamtzahlen sprechen. Ein Durchschnittswert wäre aussagekräftiger, denn in der NHL spielen weniger Europäer als nordamerikanische Spieler. Was ist also die wahre Geschichte?
Aber nach den Recherchen von Sportega zeigen die NHL-Daten für die Saison 2022/23 keinen signifikanten Unterschied zwischen europäischen und nordamerikanischen Spielern. Die Europäer sammelten 5.265 Strafminuten, während die Amerikaner und Kanadier 18.151 sammelten. Im Durchschnitt sind das allerdings knapp 20 Strafminuten pro Spieler gegenüber 26,5 Minuten. Wenn wir noch weiter gehen und uns die durchschnittliche Zeit ansehen, die pro Strafminute auf dem Eis verbracht wird, verbringt der Europäer 15:14, der Nordamerikaner 15:01.
Es ist also nicht richtig, anhand der Nationalität Rückschlüsse auf die Körperlichkeit und Aggressivität des Spiels zu ziehen. Es kommt immer auf den jeweiligen Spielertyp und die Spielweise an, die er an den Tag legt.
Am meisten bestrafte Spieler | Am meisten bestrafte Europäer | Am meisten bestrafte Deutsche, Schweizer und Österreicher |
---|---|---|
3 402 TM – Tie Domi (CAN) | 2 085 TM – Zdeno Chára (SVK) | 549 TM – Thomas Vanek (AUT) |
2 634 TM – Donald Brashear (USA) | 1 447 TM – Krzysztof Oliwa (POL) | 517 TM – Christian Erhoff (GER) |
2 562 TM – Matthew Barnaby (CAN) | 1 409 TM – Andrei Nazarov (RUS) | 458 TM – Jochen Hecht (GER) |
2 522 TM – Chris Neil (CAN) | 1 408 TM – Roman Hamrlík (CZE) | 446 TM – Marco Sturm (GER) |
2 404 TM – Rob Ray (CAN) | 1 379 TM – Darius Kasparaitis (RUS) | 385 TM – Luca Sbisa (SUI) |
2 191 TM – Keith Tkachuk (USA) | 1 304 TM – Alex Kovalev (RUS) | 374 TM – Nino Niederreiter (SUI) |
2 147 TM – Jeff Odgers (CAN) | 1 268 TM – Alexei Zhitnik (RUS) | 374 TM – Mark Streit (SUI) |
2 085 TM – Zdeno Chára (SVK) | 1 266 TM – Bobby Holík (CZE) | 359 TM – Dennis Seidenberg (GER) |
2 018 TM – Bryan Marchment (CAN) | 1 123 TM – Pavel Kubina (CZE) | 336 TM – Roman Josi (SUI) |
1 956 TM – Ian Laperriere (CAN) | 1 100 TM – Ulf Samuelsson (SWE) | 277 TM – Timo Meier (SUI) |
Die schiere Qualität der Spieler, der Schiedsrichter und andere Aspekte des Spiels tragen dazu bei, dass NHL-Spiele für das Auge des Fans viel unterhaltsamer und attraktiver sind. Aber auch die unterschiedlichen Dimensionen der Eisbahnen spielen eine wichtige Rolle bei dieser Sicht auf das Spiel.
Wenn es eine Debatte über die Standardisierung der Größe einer Eishockey-Eisbahn in einer weltweit verwendeten Dimension gibt, dann ist die schmalere NHL-Eisbahn der europäischen überlegen. Die Geschwindigkeit und die ständige Action machen den Wettbewerb in Übersee zu einem attraktiven Spektakel, das den Spielen in den Staaten oft fehlt.
Bereits 2019 war die Rede davon, dass sich auch europäische Eisbahnen an die Größe der Eisfläche hinter dem großen Teich anpassen und auf 26 Meter breitem Eis spielen. Zwei Jahre später wurde diese Debatte wieder aufgegriffen und es gab einen Konsens, dass die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaften nur auf Eisflächen mit dieser angepassten Breite gespielt werden sollen. Aber wenn du dir heute die IIHF-Regeln ansiehst, schwanken die Anforderungen an die Spielflächenbreite zwischen einer Mindestbreite von 26 Metern und einer Höchstbreite von 30 Metern.
Wir können also in naher Zukunft weitere fantastische Schlagzeilen über eine Revolution im internationalen Eishockey erwarten, wenn die Eisbahnen schmaler werden. Aber um eine Abwanderung der Fans zu vermeiden und das europäische Eishockey attraktiv und wettbewerbsfähig zu halten, werden die einzelnen Vereine diese Änderungen wohl vornehmen, bevor die IIHF die Regel durchsetzen kann.